Medtronic – Im Dezember 2021 haben wir im weekly über den damaligen Stand der Dinge bei der Entwicklung eine „Extended Wear Infusion Sets“ (EWIS) durch Medtronic berichtet. Dieser ist in Deutschland/Europa schon auf dem Markt, wobei nicht klar ist, wie gut dieser von den Nutzern angenommen wird und was die Kosten pro Tag de facto dafür sind. In den USA erfolgt die Markteinführung des EWIS nach der FDA-Zulassung im Juli 2021 nun im ersten Halbjahr 2023, zunächst aber wohl nur für die Nutzer der MiniMed-Pumpen der Serien 600 und 700:
Für viele Benutzer von Insulinpumpen und dementsprechend auch von AID-Systemen sind Insulininfusionssets (II-Sets) einen „Quell ständiger Freude“, stellen sie doch einen wichtigen Punkt für Systemverbesserung dar, auch im Sinne einer relevanten Verringerung der Patientenbelastung. Medtronic hat durch eine ganze Reihe von Änderungen bei dem EWIS versucht, Schwachstellen von II-Sets zu beseitigen/reduzieren. Es ist beachtlich zu sehen, an wie vielen Stellen Probleme auftreten können, Insulin und vor allem auch die Zumischungen zu der jeweiligen pharmazeutischen Insulinformulierung können in Interaktion mit dem Plastik der Infusionsschläuche schon interessante Dinge tun, z.B. können die sogenannten Excipients durch das Schlauchmaterial ausdampfen, was bei niedrigen Infusionsraten dazu führen kann, dass am Ende des Schlauches, also dort, wo das Insulin durch den Katheter/Nadel in die Haut/das subkutane Fettgewebe eintritt, kaum noch etwas von diesen Zumischungen ankommt.
Fazit: Bisher hat nur Medtronic ein solches Langzeit-Produkt auf dem Markt. Tandem hat die Entwicklung von Capillary Biomedical übernommen. Mal schauen was da noch kommt in den nächsten Jahren, der Bedarf ist ja deutlich vorhanden!
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Orales Insulin – und der nächste Ansatz, der es nicht bringt! Die israelische Firma OraMed ist seit beachtlich vielen Jahren dabei, ein orales Insulin zu entwickeln. Obwohl kritische Stimmen schon die Ergebnisse der Phase I- und II-Studien als nicht befriedigend betrachtet haben, hat es diese Firma geschafft eine ihrer Entwicklungen (ORMD-0801) bis zur Phase III zu bringen, d.h. den teuren und langwierigen Studien, die allerdings auch diejenigen sind, die für eine Markt-Zulassung notwendig sind, aber:
Nun hat die Firma mitgeteilt, dass eine Studie mit 710 Patienten mit Typ-2-Diabetes nach 26 Wochen den primären Endpunkt (Verbesserung im HbA1c im Vergleich zu Placebo (!)) und die sekundären Endpunkte (Verbesserung bei der Nüchtern-Glykämie) nicht erreicht hat. Die eingeschlossenen Patienten wiesen eine unbefriedigende Glucosekontrolle bei Verwendung von zwei oder drei glucosesenkenden Medikamenten auf.
Die Teilnehmer dieser Studie wurden im Verhältnis 2:2:1:1 in vier Gruppen randomisiert: 8 mg einmal täglich orales Insulin, 8 mg zweimal täglich, Placebo einmal täglich und Placebo zweimal täglich. Die Patienten absolvierten zunächst eine 21-tägige Screening-Phase, gefolgt von einer 26-wöchigen doppelblinden Behandlungsphase. Offenbar wurden bei dieser Studie aber nicht systematisch CGM-Systeme zu Überwachung der Glucoseverläufe verwendet, was ziemlich verwundert.
Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zu einer aktuellen Publikation in einer angesehenen Zeitschrift („Diabetes, Obesity, and Metabolism“) zu den Ergebnissen einer Phase-2-Dosisfindungsstudie mit diesem oralen Insulin. Die dabei untersuchten n=373 Patienten mit Typ-2-Diabetes erhielten Metformin oder eine orale Kombinationstherapie und wiesen einen HbA1C-Wert von ≥7,5% auf. Bei dieser Studie wurde der primäre Endpunkt erreicht, d. h. eine statistisch signifikante Senkung des HbA1c-Wertes (-0,65% (p=0,046)) vom Ausgangswert bis zur zwölften Woche.
Fazit: Im Nachgang ist der Aktienkurs von OraMed um immerhin ca. 75% abgesunken. Ob sich ein großer Partner findet, der in diese Entwicklung einsteigt, darf bezweifelt werden. Die Skepsis hinsichtlich der Machbarkeit der Entwicklung eines oralen Insulins hält angesichts seiner geringen Bioverfügbarkeit an. Novo Nordisk beispielsweise hat das orale Insulin I338 aufgrund von Zweifeln an seiner Kosteneffizienz und wirtschaftlichen Tragfähigkeit eingestellt. Die Entwicklung von einem effektiven und bezahlbaren oralen Insulin bleibt ein schwieriges Geschäft.
DiaTec weekly – Februar 3, 23
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