Diabeter ist eines der größten Diabetes-Schwerpunkt-Zentren in Europa mit insgesamt fünf Niederlassungen über die Niederlande verteilt und betreut um die 3.000 Patienten mit Typ-1-Diabetes jährlich. Als europäischer Frontrunner setzt man in den verschiedenen Niederlassungen konsequent neueste Technologien ein, um für jeden Patienten den Glucoseverlauf so gut als möglich unter Kontrolle zu halten.
Das neuste Projekt wurde jetzt beim ATTD in einer eigenen Morning-Session vorgestellt: CloudCare, eine wie der Name schon sagt, Cloud-basierte telemedizinische Lösung für den „Closing des Data-Loop“. Damit will man bei Diabeter einerseits den Shift von traditioneller Patientenbetreuung hin zu einer Cloud-basierten wagen und andererseits über die Cloud diesen Service auch Zentren in anderen Ländern anbieten. Aktuell haben sich z.B. Spanien, Belgien und Island angeschlossen.
CloudCare soll die Patientenversorgung digital transformieren und damit die Effizienz der Diabeteszentren steigern und gleichzeitig die Individualisierung des einzelnen Patienten voranzutreiben – und das alles bei weniger Arbeitsintensität für das Diabeteszentrum. Das System wurde für das Management von insulinabhängigen Patienten entwickelt, die ein Blutglucosemessgerät, eine Flash-Glucoseüberwachung, eine real-time kontinuierliche Glucoseüberwachung oder eine Insulinpumpe verwenden und kann mit jedem BGM-, CGM-, FGM- oder Pumpenhersteller verbunden werden, solange Daten von den Geräten hochgeladen werden.
CloudCare verfügt über integrierte Import- und Exportfunktionen zur Verbindung mit elektronischen Gesundheitsakten (ePA) von Krankenhäusern oder anderen Plattformen und ermöglicht flexible Termingestaltungen, die sowohl spontan telemedizinisch als auch ebenso bei Bedarf persönlich stattfinden können. Das gesamte Diabetesteam der bei CloudCare registrierten Patienten hat Zugriff auf die CloudCare-Patienten-App und können Geräte-Uploads in Echtzeit sehen. CloudCare umfasst also sowohl eine Plattform für das Pflegeteam als auch eine Patienten-App, die Tele-Konsultationen ermöglicht.
Nun ist Holland nicht so groß und die Wege in das nächstgelegene Zentrum durchaus machbar. Ganz anders sieht es in Island aus: Die Insel hat zwar nur 360.000 Einwohner, aber eben auch nur ein Diabeteszentrum in Reykjavik, ganz im Westen der Insel. Dort arbeiten drei Diabetologen, drei BeraterInnen und ein Psychologe, die fast alle Menschen mit Diabetes in Island versorgen. Wer sich von der überliegenden Seite aus Neskaupstaður auf den Weg macht, ist gut und gerne ein bis zwei Tage unterwegs, je nach Jahreszeit. Zwar wohnt der größte Teil der Einwohner in und um Reykjavik, aber alle anderen Patienten müssen auch versorgt werden. Noch läuft CloudCare aus legalen Gründen nicht in Island, aber das ist wohl eine Frage der Zeit.
Fazit: Die größte Enttäuschung mit der neuen Technologie ist doch diese hier: Es entstehen viele viele Daten, aber kaum jemand arbeitet damit. Gleichzeitig ist das größte Problem, dass insgesamt die Strukturen für verfügbare Technologie noch dünn ist. Zwei gute Gründe für CloudCare, denn dies ermöglicht es den Diabetesteams, den richtigen Patienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu versorgen. Wenn die Echtzeitdaten zeigen, dass ein Patient von einer therapiebezogenen Beratung profitieren kann, könnte der Diabetologe eine Fernkonsultation vereinbaren und dabei auch die Patienten-Heatmap in der App nutzen. Wenn sich der Zustand des Patienten schnell verschlechtert, kann der Arzt einen persönlichen Besuch in der Klinik veranlassen, um eine akute Einweisung zu verhindern.
Eindrucksvoll war das Schlusswort der beiden Ärzte hinter Diabeter: Das (Diabetes-)Team ist der wichtigste Aspekt bei der Diabetesbetreuung. Alle reden mit einer Stimme, alle kennen das gleiche Ziel! Dem ist unsererseits nichts mehr hinzuzufügen.
diatec weekly – März 22, 24
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