Glaubt man den Ergebnissen einer aktuellen Publikation von polnischen Kinderärzten in der Zeitschrift Acta Diabetologia (Seget S et al. Bacterial strains colonizing the sensor electrodes of a continuous glucose monitoring system in children with diabetes Acta Diabetologica (2021) 58:191–195), konnten bei ca. 40% der Kinder, die ein CGM-System nutzen, Bakterien am Draht des CGM-Sensors in the Haut nachgewiesen werden, auch wenn diese im klinischen Alltag offenbar wenig Probleme machten. Bei der Studie wurden mikrobiologische Untersuchungen bei 31 Elektroden des Enlite-CGM-Systems von Medtronic durchgeführt, die von 31 Kindern (14 Mädchen) im Alter von 0,5 bis 14,6 Jahren genutzt wurden. Die Elektroden wurden nach 6 Tagen Nutzung entfernt, entsprechend den Vorgaben des Herstellers. Bei 12 (39%) der 31 Elektroden wurden Bakterien nachgewiesen, bei 11 (92%) davon mit nur einem Bakterienstamm. In 7 Fällen wurde Methicillin-sensitive Coagulase negative Staphylococcus (MSCNS) nachgewiesen. Bei den anderen Fällen waren die Bakterien Bakterium Klebsiella pneumoniae, Ochrobactrum tritici, Bacillus sonorensis und Methicillin-resistant Coagulase-negative Staphylococci (MRCNS). Eine Elektrode war mit einer Mischung von Enterococcus faecalis, MSCNS, Pseudomonas stutzeri und Methicillin-susceptible Staphylococcus aureus (MSSA) besetzt. Ältere Kinder wiesen signifikant häufiger einen Bakterienbesatz an den Elektroden auf.
Fazit: Eine Rückfrage bei dem medizinischen Leiter von Dexcom in den USA bestätigte, dass die Anzahl von (gemeldeten!) akuten Infektionen an der Hautstelle, wo der Sensordraht des Glucosesensors in die Haut geht, ausgesprochen gering ist. Vermutlich trägt die Abdeckung durch das Pflaster, mit dem der Sensor auf der Haut fixiert wird, dazu bei, dass so wenige Infektionen auftreten. Bei den Insulininfusionssets (IIS) von Insulinpumpen ist die Situation eine andere, da in dem in die Haut gepumpten Insulin antibakterielle Substanzen enthalten sind. Allerdings erfährt bei einem CGM-System der Sensordraht vermutlich weniger Bewegungen in der Haut, die einen Eintrag von Bakterien bewirken zu könnten, als das IIS bei Pumpen.
Ein Problem bei der Erfassung von solchen unerwünschten Ereignissen bei Medizinprodukten ist, es gibt ein massives „under reporting“ solcher Ereignisse, weil diese in der Realität eher selten gemeldet werden. Solche Probleme können aber nur erkannt werden, wenn sie dem BfArM und auch dem Hersteller gemeldet werden.
DiaTec weekly – März 19, 21
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