Ein Kind mit Diabetes zu betreuen, stellt Familien im Alltag oft vor große organisatorische und emotionale Herausforderungen, besonders dann, wenn es um die Betreuung in Schule oder Kindergarten geht. Viele Eltern sorgen sich, ob ihr Kind dort gut versorgt ist, ob das Personal ausreichend informiert ist und ob im Notfall richtig gehandelt wird. Auch für pädagogische Fachkräfte ist der Umgang mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes nicht immer selbstverständlich, und Schulgesundheitsfachkräfte, die sich um die gesundheitliche Versorgung der Schüler*innen kümmern, sind in Deutschland nach wie vor rar gesät. Dabei kann ein unterstützendes Umfeld viel dazu beitragen, dass Kinder mit Diabetes sicher, selbstbestimmt und gut integriert aufwachsen können.
Für die Frage des Monats September haben wir Sie gemeinsam mit diabetesDE gefragt:
„Was sollte in Schule und Kindergarten geändert werden, um Kindern mit Diabetes und ihren Familien das Leben zu erleichtern?“
Die Frage wurde von 909 Menschen beantwortet. Davon waren 91,6 % der Befragten Menschen mit Diabetes, 3,5 % Angehörige und 4,8 % BehandlerInnen. 52,7 % der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 20 und 89 Jahre alt, das mittlere Alter betrug 58,0 Jahre. 78,9 % der Menschen mit Diabetes haben einen T1D, 21,1 % einen Typ-2-Diabetes (T2D). Im Mittel leben sie seit 28,9 Jahren mit ihrem Diabetes.
Die Antworten zeigen deutlich, dass sich viele Familien, Menschen mit Diabetes und BehandlerInnen vor allem mehr Unterstützung und Wissen im schulischen Umfeld wünschen. Besonders häufig wurde der Wunsch nach mehr Schulungen für Lehrkräfte und ErzieherInnen genannt, 38 % der Menschen mit Diabetes, 23,7 % der BehandlerInnen und ein Drittel der Angehörigen sehen hier den größten Handlungsbedarf. Auch der verstärkte Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften wird als zentrale Maßnahme hervorgehoben: Jeder Zweite Mensch aus dem Kreis der BehandlerInnen, 36,7 % der Angehörigen und 17,3 % der Menschen mit Diabetes wünschen sich feste Ansprechpersonen für die gesundheitliche Versorgung – in jeder Schule!
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Verständnis für die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit Diabetes, sei es die Handy-Nutzung zur Glucosekontrolle oder Essen im Unterricht oder flexible Reaktionen im Alltag. Rund 27 % der Menschen mit Diabetes, 15,8 % der BehandlerInnen und 16,7 % der Angehörigen halten dies für besonders wichtig.
Auch rechtliche Fragen bewegen die Befragten: Knapp 8,3 % der Menschen mit Diabetes, 5,3 % der BehandlerInnen und 3,3 % der Angehörigen fordern klare Regelungen zur Haftung und Verantwortung des Betreuungspersonals. Weniger Gewicht haben hingegen bundesweit einheitliche Vorgaben für Wandertage oder Klassenfahrten. Hier sehen nur wenige einen akuten Bedarf.
Die Ergebnisse zeigen: Der Alltag von Kindern mit Diabetes könnte vor allem durch mehr Wissen, klare Zuständigkeiten und Verständnis im pädagogischen Umfeld deutlich erleichtert werden. Familien wünschen sich Sicherheit, Unterstützung im schulischem Umfeld – und die Kinder selbst vor allem ein unbeschwertes, normales Aufwachsen.
Abschließend noch zur Frage des Monats Oktober: Für Menschen mit Diabetes ist die Glucoseeinstellung ein zentrales Thema im Alltag. Dabei stehen vor allem zwei Werte im Fokus:
- Der HbA1c-Wert, der seit Jahrzehnten als Standard für die Qualität der Einstellung gilt und als Langzeitwert dient,
- die „Time in Range“ (TIR), die durch moderne CGM-Systeme den Anteil der Zeit im Zielbereich sichtbar macht.
Beide Kennzahlen liefern wichtige Informationen, spiegeln den Alltag jedoch sehr unterschiedlich. Während der HbA1c-Wert einen langfristigen Durchschnitt darstellt, zeigt die TIR-Kennzahl unmittelbar, wie gut es gelingt, Schwankungen im Tagesverlauf zu vermeiden. Uns würde interessieren, welcher dieser Werte für Sie persönlich mehr Gewicht hat: Orientieren Sie sich im Alltag stärker am HbA1c oder an der „Time in Range“? Und welcher dieser Werte ist für Sie und Ihr Behandlungsteam entscheidender, wenn es um Therapieentscheidungen und die Einschätzung des Behandlungserfolgs geht?
Die Frage des Monats Oktober lautet: „Welches Maß der Glucoseeinstellung ist für Sie wichtiger?“
Danke für Ihre Antwort!
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
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