Menschen mit Diabetes sind im Alltag mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die das tägliche Leben und das Wohlbefinden beeinflussen können. Neben der regelmäßigen Überwachung des Glucosespiegels, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Bewegung ist auch der Schlaf von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Insbesondere bei Diabetes ist ein erholsamer Schlaf jedoch oft beeinträchtigt. Nächtliche Unterbrechungen des Schlafes durch hohe oder niedrige Glucosewerte, das Überprüfen des Glucosespiegels oder Gerätewarnungen können zu Erschöpfung sowie zusätzlichem Stress führen.
Diese Schlafunterbrechungen sind nicht nur als lästig zu betrachten, sondern sie können langfristig Auswirkungen auf den Glucosespiegel, die Stimmung und die Fähigkeit zur Bewältigung des Alltags haben. Die Frage des Monats Juli lautete: „Wie oft wurde Ihr Schlaf in den letzten 7 Tagen durch Gerätewarnungen, das Überprüfen des Glucosespiegels oder die Behandlung eines hohen oder niedrigen Wertes gestört?“
Die Frage wurde von 823 Menschen mit Diabetes beantwortet. 50,6 % der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 20 und 89 Jahren alt, das mittlere Alter betrug 58,9 Jahre. 79,1 % dieser Menschen mit Diabetes haben einen Typ-1-Diabetes, 20,9 % einen Typ-2-Diabetes. Im Mittel leben sie seit 28,5 Jahren mit ihrem Diabetes.
Die Ergebnisse der Frage des Monats Juli zeigen einen deutlichen Unterschied: Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes kam es zu durchschnittlich 4,6 diabetes-spezifischen Störungen des Schlafes pro Woche, während dies bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit 1,5-mal pro Woche signifikant niedriger ausfiel. Anders ausgedrückt, kommt es bei Menschen mit Typ-1-Diabetes in einer durchschnittlichen Woche zu 0,65 Störungen pro Nacht bzw. alle 1,5 Tage zu einer diabetes-spezifischen Unterbrechung des Schlafes; bei Typ-2-Diabetes liegen diese Schätzungen bei 0,21 Störungen pro Nacht bzw. ca. alle 4-5 Nächte zu einer Unterbrechung.
Zudem zeigt sich eine Tendenz, dass Personen mit einem AID von weniger nächtlichen Schlafunterbrechungen berichten, was auf ein mögliches entlastendes Potenzial dieser Technologien hinweist.
Diese Differenz lässt sich durch die unterschiedlichen Therapieregime beider Diabetesformen erklären. Der Typ-1-Diabetes erfordert eine engmaschige Insulintherapie, häufig unterstützt durch Insulinpumpen und kontinuierliche Glucosemonitoringsysteme (CGM). Diese Systeme erhöhen zwar die Sicherheit im Umgang mit Glucoseschwankungen, können jedoch auch häufiger zu nächtlichen Alarmen führen– insbesondere bei drohenden Hypoglykämien. Darüber hinaus kontrollieren viele Betroffene ihre Werte auch präventiv, um Risiken zu vermeiden, was ebenfalls zu Schlafunterbrechungen führen kann. Im Vergleich dazu ist das nächtliche Monitoring bei Menschen mit Typ-2-Diabetes – abhängig von der Therapieform – deutlich seltener notwendig, was sich in einer geringeren Anzahl an Schlafstörungen widerspiegelt.
Die klinische Relevanz dieser nächtlichen Störungen ist nicht zu unterschätzen. Wiederholte Schlafunterbrechungen beeinträchtigen nicht nur die subjektive Erholung, sondern können auch zu einer Destabilisierung der glykämischen Kontrolle beitragen. Zudem sind negative Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit, die Stimmungslage sowie das emotionale Stresserleben in Studien gezeigt worden. Langfristig erhöht chronisch gestörter Schlaf das Risiko für weitere gesundheitliche Komplikationen – ein Aspekt, der in der diabetologischen Versorgung bislang häufig zu wenig berücksichtigt wird.
Fazit: Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, dem Thema Schlaf im Rahmen der Diabetesbehandlung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Eine individuelle Anpassung der Alarmeinstellungen, die Auswahl geeigneter Technologien sowie eine gezielte Schulung können dazu beitragen, die nächtliche Belastung zu reduzieren, ohne die Sicherheit zu gefährden. Ziel sollte es sein, die Balance zwischen notwendiger Kontrolle und ausreichender nächtlicher Ruhe herzustellen.
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