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Seit einer Reihe von Jahren gibt es eine ISO-Norm für Blutglukosemesssysteme, diese wurde schon mehrfach aktualisiert. Durch die darin beschriebenen Vorgaben zur Evaluierung der Messgüte dieser diagnostischen Option wird sichergestellt, dass zumindest zum Zeitpunkt der CE-Markierung eine vergleichbare Qualität gewährleistet ist. Obwohl es inzwischen seit 20 Jahren Systeme zum kontinuierlichen Glucosemonitoring (CGM) gibt, wurde bisher keine solche Norm dafür erstellt.
De facto bedeutet dies, dass die CGM-Systeme verschiedener Hersteller nicht die gleichen Messergebnisse liefern. Durch Kalibration der Systeme wird diese Problematik in einem gewissen Ausmaß kompensiert, sofern ein genaues Blutglucose-Messsystem mit korrekter Messprozedur verwendet wird. Allerdings werden zunehmend CGM-Systeme verwendet, bei denen keine Kalibration mehr notwendig ist. Diese Systeme können systematisch über den gesamten Glucose-Messbereich hinweg gegeneinander verschoben sein oder auch nur in bestimmten Bereichen, z.B. bei niedrigen Glucosewerten. So wurde beim Europäischen Diabetes-Kongress im letzten Jahr eine Studie aus Ulm vorgestellt, bei der unter anderem die Time-below-Range (TbR; <70 mg/dl) zwischen dem G5 von Dexcom (54 min/Tag) und dem Libre der ersten Generation (111 min/Tag) (also beides keine Systeme der aktuellen Generation) untersucht wurde. Das unterschiedliche Messintervall (G5: 5 min; FL: 15 min) kann durchaus einen Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben. Solche Unterschiede können die Therapiequalität beeinflussen, wenn therapeutische Entscheidungen ausschließlich auf den Messwerten des CGM-Systems basieren („non-adjunctive“-Anwendung): Wenn Nutzer des Libre versuchen, die Zeiten bei niedrigen Werten so zu reduzieren, wie die von G5-Nutzern, dann würden die Änderungen in der Diabetestherapie zu höheren durchschnittlichen Blutglucosewerten führen.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde (die FDA) hat vor einiger Zeit eine eigene Leitlinie zur Messgüte von CGM-Systemen herausgebracht, gepaart mit einer eigenen Bezeichnung: iCGM! Gleichzeitig wird wohl aktuell die POCT05-A (Performance Metrics for Continuous Interstitial Glucose Monitoring, 1st Edition) überarbeitet, ein Dokument, das vom Clinical Laboratory Standards Institute (CLSI) in den USA herausgegeben wird. Dabei handelt es sich um eine nicht verbindliche Konsensus-Richtlinie für Angehörige der Gesundheitsberufe, Hersteller von In-vitro-Diagnostika (IVD) und Medizinprodukten sowie für die Aufsichtsbehörden und macht Vorgaben dazu, wie die Messgüte der CGM-Systeme sein sollte und wie diese präsentiert wird – es geht es auch darum, wie zwischen Systemen verglichen wird. Die aktuell gültige Version stammt allerdings aus dem Jahr 2008.
Wohl auch als Reaktion auf einen klaren Handlungsbedarf hat die IFCC (International Federation of Clinical Chemistry) eine Working Group unter der Leitung von Guido Freckmann, Ulm, ins Leben gerufen. Nebenbei bemerkt – es wären auch medizinische Standards hilfreich. Diese sollten durch klinisch aktive Fachleute erarbeitet werden. Die Praxisempfehlung Glukosemessung und –monitoring der AGDT geht in diese Richtung.
Da Bedarf an einer Charakterisierung der analytischen Messgüte von CGM-Systemen besteht, d.h. wie genau diese überhaupt Glucose messen können, wird vielfach der MARD-Wert angegeben (Mean Absolute Relative Difference). Für die Berechnung dieses Wertes wird bei klinischen Studien zu definierten Zeitpunkten die Blutglucosekonzentration zusätzlich zu der CGM-Messung mit einem oder mehreren CGM-Systemen in sogenannten Head-to-Head-Studien gemessen. Es wird die Differenz der Messwerte berechnet und als Absolut Wert angegeben, von diesen Werten wird dann der Mittelwert (oder der Median) berechnet.
In den letzten Jahren hat es eine deutliche Verbesserung bei den MARD-Werten gegeben, die für die verschiedenen CGM-Systeme berichtet werden. Allerdings weist dieser Parameter eine Reihe von Schwächen auf, unter anderem wird das Messergebnis stark vom Studiendesign und der gewählten Studienpopulation bestimmt.
Unser Fazit:
Bei CGM-Systemen fehlen Standards zu deren Messgüte und die „Studien-sponsernden“ Hersteller sind bei diesem Thema ausgesprochen zurückhaltend. Mal schauen ob die IFCC-Working Group hier was bewegen kann.
DiaTec weekly – Mai 29, 20