Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin erfährt eine stetige Bedeutungszunahme, auch im Kontext der Diagnostik diabetischer Augenerkrankungen. Die Diagnose der diabetischen Retinopathie kann, durch den Einsatz moderner KI-Algorithmen, frühzeitig gestellt werden.
Die Analyse von Fundusbildern der Netzhaut durch diese Systeme erlaubt die präzise und effiziente Identifikation von Anzeichen einer diabetischen Retinopathie, wie beispielsweise Mikroaneurysmen oder Blutungen.
Der Einsatz von KI-basierten Diagnosetools bietet eine Reihe von Vorteilen, darunter eine schnellere und genauere Erkennung von Erkrankungen sowie die Möglichkeit, Screening-Programme auch in unterversorgten Regionen anzuwenden. Dennoch bleibt die finale Diagnose weiterhin in der Verantwortung des Arztes, da KI als unterstützendes Werkzeug und nicht als Ersatz für die ärztliche Expertise dient. Daher haben wir Sie im Dezember gefragt:
» Würden Sie der KI in der Diagnostik einer diabetischen Augenerkrankung vertrauen?«
Die Frage wurde von 955 Personen beantwortet, davon 869 Menschen mit Diabetes, 43 Angehörige und 43 BehandlerInnen. 52,9% der Befragten waren Frauen. Die Teilnehmenden waren zwischen 19 und 88 Jahre alt, das mittlere Alter betrug 58,3 Jahre. 78% der Menschen mit Diabetes haben einen Typ-1-Diabetes und 22% einen Typ-2-Diabetes. Im Mittel leben sie seit 28,3 Jahren mit ihrem Diabetes.
Die Ergebnisse der im Dezember gestellten Frage ergaben ein differenziertes Bild des Vertrauens in KI-gestützte Diagnosetools, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Ein deutliches Ergebnis ist, dass die überwiegende Mehrheit der BehandlerInnen und Angehörigen eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber der Implementierung von KI in der Diagnostik diabetischer Augenerkrankungen aufweist.
Die befragten BehandlerInnen zeigten ein hohes Vertrauen in KI-gestützte Diagnosetools. 81,4% der Befragten stimmten der Frage, ob sie der KI in der Diagnostik diabetischer Augenerkrankungen vertrauen würden, mit „Ja, absolut“ oder „Eher ja“ zu. Diese hohe Zustimmung lässt sich durch die Erkenntnis des medizinischen Fachpersonals erklären, dass die Implementierung von KI die Potenziale birgt, zeitnahe und präzise Diagnosen zu ermöglichen und somit die Ressourcen für eine individuelle Patientenbetreuung zu optimieren. KI kann in diesem Kontext als ein wertvolles, unterstützendes Instrument betrachtet werden, das die ärztliche Expertise ergänzt, ohne diese zu substituieren.
Auch unter den Angehörigen zeigte sich eine mehrheitlich positive Einstellung gegenüber der KI-Diagnostik. 74,4% der befragten Angehörigen gaben an, sich entweder „Ja, absolut“ oder „Eher ja“ zu der Frage zu positionieren. Angehörige sind in vielen Fällen die ersten Unterstützer der Betroffenen und können von der schnelleren und genaueren Diagnostik profitieren, insbesondere in ländlichen oder unterversorgten Regionen, in denen spezialisierte Augenärzte möglicherweise nicht in ausreichendem Maße verfügbar sind. In diesen Fällen ist der Nutzen, der sich aus der Unterstützung für die BehandlerInnen, der die endgültige Diagnose stellt, ergibt, von besonderer Relevanz.
Ein interessantes Ergebnis zeigt sich bei den Menschen mit Diabetes selbst, besonders im Hinblick auf den Diabetestyp. Bei den Menschen mit Typ-1-Diabetes gaben 64,6% der Befragten an, der KI-gestützten Diagnostik entweder „absolut“ oder „eher“ zu vertrauen. Bei den Menschen mit Typ-2-Diabetes lag dieser Anteil allerdings nur bei 51,4%.
Ein möglicher Erklärungsansatz für diese Diskrepanz könnte in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Erkrankung liegen. Menschen mit Typ-1-Diabetes sehen sich in der Regel seit ihrer Kindheit mit der Krankheit konfrontiert und verfügen über einen umfangreicheren Erfahrungsschatz in Bezug auf das Diabetesmanagement und medizinische Technologien. Menschen mit Typ-2-Diabetes hingegen sind in der Regel weniger mit verschiedenen Diabetestechnologien ausgestattet und zeigen möglicherweise eine größere Zurückhaltung gegenüber neuen Technologien.
Obwohl die überwiegende Mehrheit eine positive Haltung gegenüber der KI-Diagnose zeigt, wurden auch kritische Stimmen laut, insbesondere von Menschen mit Typ-2-Diabetes und einigen BehandlerInnen. 29,3% der Menschen mit Typ-2-Diabetes gaben an, der KI-Diagnose „eher nein“ oder „absolut nicht“ zu vertrauen. Diese Skepsis könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter die Bedenken, dass KI-Systeme die menschliche Expertise nicht ausreichend ersetzen können oder dass die Technologie in der Praxis fehlerhaft sein könnte.
Ein weiteres Problem könnte der allgemeine Mangel an Wissen und Aufklärung über die Funktionsweise von KI in der Medizin sein. Patienten und BehandlerInnen sind mit den spezifischen Mechanismen und der Sicherheit von KI-Anwendungen möglicherweise nicht vertraut und könnten daher Misstrauen hegen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit für umfassende Aufklärungsmaßnahmen, um das Vertrauen in diese Technologie zu stärken.
Ein nicht unerheblicher Anteil der Befragten, insbesondere bei den Menschen mit Diabetes, gab an, eine neutrale Haltung einzunehmen. 19,8% der Menschen mit Typ-1-Diabetes und 19,4% der Menschen mit Typ-2-Diabetes äußerten sich unschlüssig oder ambivalent. Diese Neutralität könnte auf Unsicherheit im Umgang mit der Technologie oder auf das Fehlen konkreter Erfahrungen mit KI-gestützten Diagnosen hindeuten.
Die Umfrage verdeutlicht, dass KI im Kontext der Diagnostik diabetischer Augenerkrankungen eine zunehmende Akzeptanz erfährt, insbesondere bei BehandlerInnen und Angehörigen von Diabetes-Patienten. Insbesondere bei Menschen mit Typ-2-Diabetes besteht jedoch weiterhin eine gewisse Skepsis. Dies könnte auf fehlendem Wissen über die Technologie, der Angst vor Fehlern oder der allgemeinen Zurückhaltung gegenüber neuen, digitalen Diagnosetools beruhen.
Fazit: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Implementierung von KI in der medizinischen Praxis weiterhin von Fachleuten begleitet und überwacht wird. Zugleich sollte der Dialog mit den Patienten intensiviert und eine umfassende Aufklärung über die Funktionsweise und Vorteile von KI erfolgen. Nur durch diese Maßnahmen kann das volle Potenzial von KI zur Verbesserung der Diagnostik diabetischer Augenerkrankungen ausgeschöpft werden. KI sollte dabei als wertvolles Werkzeug zur Unterstützung und nicht als Ersatz für ärztliche Expertise verstanden werden.
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
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