Wir sehen aktuell eine stark zunehmende Nutzung von GLP-1-Analoga, dies gilt insbesondere für eine neue Kategorie von Medikamenten wie Ozempic, Wegovy und Mounjaro, die mit einer deutlichen Gewichtsabnahme punkten können und nicht nur das: Teilweise ermöglichen diese neuen Medikamente es ihren Nutzern, die Insulindosierungen zu reduzieren oder gar ganz zu stoppen, insbesondere gilt dies für Patienten mit Typ-2-Diabetes. Aber auch Menschen mit Typ-1-Diabetes scheinen von diesen neuen Therapien zu profitieren:
Eine unkontrollierte Studie mit Patienten mit Typ-1-Diabetes, die aktuell im New England Journal of Medicine publizierte wurde, hat gezeigt, dass ein GLP-1-Agonist (Semaglutide) zu einer massiven Reduktion der Häufigkeit von prandialen Insulininjektionen geführt hat, ja sogar konnten die Patenten diese teilweise ganz absetzen [1]. Die Studie umfasste allerdings nur 10 Patienten, die innerhalb von drei Monaten nach der Diabetes-Diagnose mit der GLP-1-Therapie begannen, damit stehen die Ergebnisse durchaus in einem Zusammenhang mit der Honey-Moon-Phase. Die Annahme ist, dass die bei Diagnose noch vorhandene Beta-Zell-Reserve durch die GLP-1-Therapie „aktiv“ blieb. Ob die Schädigung der Betazellen rückgängig gemacht werden kann, ist nach wie vor unklar.
Jedenfalls bringt diese Entwicklung die Hersteller von Diabetes-Technologie zu der Frage, wie diese Entwicklung ihre langfristigen Wachstumsaussichten beeinträchtigen, denn wir sehen bereits jetzt einen erheblichen Einfluss auf die Aktienkurse der Hersteller von Insulinpumpen: So sind die Kurse von Insulet im letzten Monat um 22% auf $173,90 gefallen und die von Tandem um 20% auf $ 23,14.
Fazit: Wenn sich dieser Befund bestätigt, könnte dies Auswirkungen auf die langfristige Therapie bei Patienten mit Typ-1-Diabetes haben. Ob dies nun auch beim anderen Diabetes-Typ zu einer verstärkten Nutzung von GLP-1-Analoga führt, bleibt abzuwarten, spannend ist der Befund allemal. Analysten sind jedoch skeptisch, dass die Medikamente die langfristigen Aussichten für Diabetes verändern. Dabei ist der Gewichtsverlust nicht der einzige Faktor, der das Fortschreiten von Diabetes beeinflusst – auch Genetik und Umwelt haben einen Einfluss. Die Kosten der Medikamente, die in den USA mehr als 1.000 Dollar pro Monat betragen, und unerwünschte Nebenwirkungen führen dazu, dass dort fast die Hälfte der Menschen, die GLP-1-Analoga ausprobiert haben, die Behandlung innerhalb eines Jahres abbrechen.
Insgesamt betrachtet, ändern die GLP-1-Analoga den Diabetes-Markt vermutlich deutlich, trotzdem wird Diabetes-Technologie auch weiterhin eine wichtige Rolle einnehmen. Der Insulinmarkt wird vermutlich schrumpfen, aber auch nur um einen gewissen Anteil. Die Geschäftsführer von z.B. Insulet haben bei entsprechenden Fragen auf die weltweit weiter stark ansteigende Anzahl von Patienten mit Diabetes verwiesen. Im Gegensatz zu Deutschland applizieren in den USA etwa 2,5 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes mehrmals täglich Insulin, wobei der Anteil der Nutzer die Insulinpumpen verwenden, im einstelligen Bereich liegt. Firmen wie Insulet gehen weiter davon aus, dass die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Machbarkeitsstudie mit dem Omnipod 5-AID-System mit Menschen mit Typ-2-Diabetes, bei der fast die Hälfte der Probanden sowohl GLP-1 als auch Insulin verwendeten, dafür positive Signale sendet. Allerdings gab es ähnliche Aussagen vor einer Reihe von Jahren von den Geschäftsführern der Hersteller von Blutglucosemesssystemen, die keine Gefahr in Systemen für das kontinuierliche Glucosemonitoring für ihr Geschäft gesehen haben. Da haben uns die letzten 20 Jahren etwas anders gelehrt.
- Dandona P, Chaudhuri A, Ghanim H. Semaglutide in Early Type 1 Diabetes. N Engl J Med. 2023;389(10):958-9. doi: 10.1056/NEJMc2302677. PubMed PMID: 37672701.
DiaTec weekly – September 22, 23
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