Angststörungen gehören mit einer Prävalenz von bis zu 40 % zu den häufigsten psychischen Begleiterkrankungen bei Menschen mit T1D. Bislang gab es jedoch keine belastbaren Daten zur Wirksamkeit von AID-Systemen bei diesen PatientInnen. J. S. Croos (SO078-863) präsentierte nun Ergebnisse einer retrospektiven klinischen Untersuchung aus einem tertiären Diabeteszentrum, in dem AID im Alltag auch bei Menschen mit diagnostizierten Angststörungen eingesetzt wurde.
Über die elektronische Patientenakte wurden 114 Personen mit T1D und einer Angststörung identifiziert (27 Männer, 87 Frauen; 62,3 % weiß, 6,1 % schwarz, 11 % gemischt, 5 % andere Ethnizität; Alter 37,3 ± 13,6 Jahre; BMI 27,4 ± 6,5 kg/m²; Diabetesdauer 23,2 ± 12,7 Jahre). 47 von ihnen hatten zusätzlich eine gemischte Angst-/Depressionsdiagnose, 19 weitere eine zusätzliche psychiatrische Erkrankung.
Die Auswertung umfasste demografische Daten, glykämische Parameter vor und nach Beginn der AID-Therapie sowie verfügbare psychiatrische Informationen. Biomedizinische Daten wurden aus CGM- und AID-Cloud-Systemen erhoben.
63 Personen nutzten ein AID-System, 51 blieben bei einer konventionellen Therapie mit multiplen täglichen Injektionen (MDI). In der AID-Gruppe zeigte sich nach Therapiebeginn ein deutlicher Rückgang des HbA1c von 70,5 ± 18,6 auf 61,9 ± 14,5 mmol/mol sowie eine signifikante Verbesserung der Time-in-Range von 41,1 ± 18,6 % auf 60,4 ± 17,2 % (jeweils p<0,001). Aktuelle Kontrollwerte lagen mit AID um 13,3 ± 3,7 mmol/mol niedriger bzw. die TIR um 18,3 ± 4,1 % höher als unter MDI (jeweils p<0,001).
Auch sicherheitsrelevante Ereignisse unterschieden sich: In den letzten 12 Monaten traten diabetische Ketoazidosen bei AID-NutzerInnen deutlich seltener auf (1,6 % vs. 11,8 %). Schwere Hypoglykämien waren in beiden Gruppen ähnlich häufig (14,3 % vs. 13,7 %). Eine Subanalyse nach sozioökonomischer Benachteiligung (IMD) zeigte keine relevanten Unterschiede in den Therapieergebnissen.
Fazit: AID-Systeme verbessern die glykämische Kontrolle auch bei Menschen mit komorbiden Angststörungen deutlich – und zwar stärker als MDI oder Open-Loop-Therapie. Sozioökonomische Faktoren scheinen diese positiven Effekte nicht zu beeinträchtigen. Die Daten sprechen für den Einsatz von AID in einem multidisziplinären, psychosozial mitbetreuenden Setting. Weitere qualitative und prospektive Studien sollten untersuchen, wie sich AID zusätzlich auf psychische Gesundheit und Lebensqualität auswirkt.
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Depressionen sind mit einer Prävalenz von 20–50 % die häufigste psychische Begleiterkrankung bei Menschen mit T1D. Dennoch gibt es bisher nur begrenzte Evidenz zum Nutzen von AID-Systemen bei Personen mit komorbider Depression. A. K. Shooshtarian (SO081-885) präsentierte nun Ergebnisse einer retrospektiven klinischen Untersuchung aus einem tertiären Diabeteszentrum, in dem AID-Systeme unter Real-World-Bedingungen eingesetzt wurden.
Über elektronische Patientenakten (EPR) wurden 196 Personen mit T1D und einer Depressionsdiagnose identifiziert (57 Männer, 139 Frauen; 61,2 % weiß, 11,2 % schwarz, 6,1 % gemischt, 3,6 % andere; Alter 41,5 ± 14,1 Jahre; Diabetesdauer 25,4 ± 13,6 Jahre; BMI 27,7 ± 6,2 kg/m²). 47 dieser Personen litten zusätzlich unter einer gemischten Angst-/Depressionserkrankung, 30 hatten eine weitere psychiatrische Diagnose.
94 der identifizierten Personen nutzten ein AID-System (17 Männer, 77 Frauen; 63,8 % weiß, 5,3 % schwarz, 7,4 % gemischt, 1,1 % andere; Alter 40,2 ± 12,1 Jahre; Diabetesdauer 27,1 ± 12,6 Jahre; BMI 29,1 ± 5,5 kg/m²). Die übrigen 102 PatientInnen verwendeten entweder eine Insulinpumpe im offenen Regelkreis oder führten eine Therapie mit MDI durch (40 Männer, 62 Frauen; 58,8 % weiß, 16,7 % schwarz, 4,9 % gemischt, 5,9 % andere; Alter 42,8 ± 15,6 Jahre; Diabetesdauer 23,7 ± 14,3 Jahre; BMI 26,5 ± 6,6 kg/m²).
Biomedizinische Daten vor und nach dem Start der AID-Therapie wurden über CGM- und HCL-Cloud-Datenquellen in Verbindung mit der EPR erhoben. In der AID-Gruppe verbesserten sich die glykämischen Parameter deutlich: Der HbA1c sank von 68,2 ± 13,6 mmol/mol auf 61,1 ± 12,8 mmol/mol, die Time-in-Range stieg von 41,8 ± 17,9 % auf 63,8 ± 15,5 % (jeweils p < 0,001). Auch sicherheitsrelevante Ereignisse wurden positiv beeinflusst: In den vorangegangenen 12 Monaten traten diabetische Ketoazidosen bei 2,1 % der AID-Nutzenden auf, gegenüber 14,7 % unter MDI/Open-Loop. Schwere Hypoglykämien waren bei AID seltener (9,6 % vs. 15,7 %).
Unterschiede im sozioökonomischen Status hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Therapieergebnisse. Im direkten Vergleich wiesen AID-AnwenderInnen einen um 13,6 ± 2,8 mmol/mol niedrigeren HbA1c und einen um 23,0 ± 2,8 % höheren TIR-Wert auf als Personen mit konventioneller Therapie (jeweils p < 0,001).
Fazit: AID-Systeme führen auch bei Menschen mit T1D und komorbiden Depressionen zu einer deutlichen Verbesserung zentraler glykämischer Kennzahlen. Diese Real-World-Daten stärken die Evidenzbasis zugunsten eines breiten Einsatzes von AID in dieser psychisch besonders vulnerablen Patientengruppe.
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