Nein, es geht nicht um Smart-Pens, sondern um Smart-Insulin und die Frage, die sich aktuell stellt, heißt: Gibt es hierbei tatsächlich einen „Durchbruch“? Smart-Insulin bedeutet, dass das gespritzte Insulin in der Lage sein soll, automatisch auf Glucose Änderungen im Blut zu reagieren – und zwar durch Freisetzung der aktuell richtigen Menge von Insulin. Die Idee ist ja auch bestechend einfach und man könnte all den technischen Aufwand bei AID-Systemen einfach vergessen. Dies erklärt auch, warum es eine beachtliche Anzahl von Patenten zu solch einer gekoppelten diagnostisch-therapeutischen Option gibt.
Wie soll das gehen? Die Autoren der Studie, die alle für Novo Nordisk arbeiten, haben das Insulin mit einem molekularen Schalter versehen, der entsprechend der Glucosekonzentration die Freisetzung des Insulins dynamisch anpassen kann. Im ersten Schritt wurde ein Bindungsmolekül für die Glukose identifiziert, welches an dem Insulin angekoppelt wird. Je nach Glucosekonzentration verformt sich das Molekül und verändert dadurch die Bindungskraft an den Insulinrezeptor. Das Insulin kann dann besser an die Insulinrezeptoren an den entsprechenden Körperzellen binden. Hohe Glucosewerte steigerten die Affinität zum Insulinrezeptor um mehr als das Dreifache.
Getestet wurde dieses Insulin mit dem Namen NNC2215 bisher nur im Zellmodell sowie in Tierversuchen mit Ratten und Schweinen. Dabei war die glucosesenkende Wirkung vergleichbar mit der des langwirksamen Insulins Degludec. Das Risiko von Hypoglykämien war erheblich verringert, NNC2215 konnte die Glucosekonzentration oberhalb der Grenze zur Hypoglykämie stabilisieren.
Fazit: Offen ist aber noch, ob dieses Insulin tatsächlich für eine chronische Therapie bei Patienten mit Diabetes geeignet ist. In Anbetracht der aktuellen Ressourcen von Novo ist aber zu hoffen, dass die klinische Forschung energisch vorangetrieben wird.
- Hoeg-Jensen T, Kruse T, Brand CL, Sturis J, Fledelius C, Nielsen PK, et al. Glucose-sensitive insulin with attenuation of hypoglycaemia. Nature. 2024;634(8035):944-51. Epub 20241016. doi: 10.1038/s41586-024-08042-3. PubMed PMID: 39415004; PubMed Central PMCID: PMCPMC11499270.
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