UPDATE: 31. Mai 2022: Dexcom, namentlich vertreten durch CEO Kevin Sayer, sagte am Dienstag, dass es sich derzeit nicht in „aktiven Gesprächen über eine Fusionstransaktion“ befinde, nachdem berichtet wurde, dass sein Unternehmen Insulet erwerben wolle. Natürlich würden, wie bei anderen Unternehmen auch, Vorstand und Managementteam von Dexcom regelmäßig Möglichkeiten zur Steigerung des Aktionärswerts und zur Schaffung von Vorteilen für die Kunden prüfen, auch durch Fusionen und Übernahmen.
Als Ende Mai die Information das Dexcom in Übernahmegesprächen mit Insulet über den Ticker lief (wobei diese aus anonymen Quellen bzw. von Bloomberg News mit Verweis auf nicht identifizierte Personen stammt), hat dies natürlich erhebliche Wellen geschlagen und zu entsprechenden Auf- und Abwärtsbewegungen bei den Aktienkursen dieser Firmen geführt.
Beide Firmen konnten in den vergangenen Jahren deutliche Umsatzzuwächse zu verzeichnen und verfügen über hervorragende Zukunftsaussichten. Nun hat es im Diabetesbereich schon länger keine Übernahmen oder Zusammenschlüsse mehr gegeben. Auch würde eine Fusion von einem großen CGM-Systeme-Hersteller mit einer Firma, die als einzige und das seit längerem über Patch-Pumpen im großen Maßstab im Markt verfügt und zudem aktuell ein attraktives AID-System an den Start bringt, durchaus Sinn machen. Das aktuelle Statement von Dexcom verneint jedoch eine Übernahmeabsicht: und dafür gibt es auch gute Gründe.
Dexcom versteht sich als ein Hersteller mit Fokus auf eine Produktkategorie und macht hier einen guten Job, insbesondere in der Form der Zusammenarbeit mit einer ganzen Reihe von anderen Firmen. Dexcom G6-CGM-Systeme werden bei einer Reihe von AID-Systemen vielfältig eingesetzt (z.B. Tandem, Diabeloop, Beta Bionics, Cam APS FX). Die Übernahme einer Insulinpumpenfirma und die Vermarktung eines eigenen AID-Systems würden diese Situation grundlegend ändern und die anderen Firmen hätten keinen CGM-Partner mehr. Andererseits könnte Dexcom mit einer solch potenten Übernahme wachsen und ein „Gesamtsystem” anbieten, was vermutlich auch dem Aktienkurs von Dexcom guttun würde, der in diesem Jahr nicht unerheblich gefallen ist. Hinzu kommt, dass das AID-System von Insulet Omnipod 5 auch den Markt der Patienten mit Typ-2-Diabetes adressiert. In diesem Markt konnte Dexcom bisher nicht so erfolgreich Fuß fassen wie der Mitbewerber Abbott, der erst kürzlich beim ATTD eine Zusammenarbeit mit Insulet verkündet hat.
Fazit: War das nun ein Sturm im Wasserglas? Es heißt ja immer, dass an jedem Gerücht auch etwas dran sein soll …. Es gilt also abzuwarten, wie sich diese Story entwickelt und ob nicht im Endeffekt es doch zu größeren Verschiebungen im Markt kommen wird.
Es gibt im Internet einen offenen Brief an die FDA von Joanne Milo („the savy diabetic“ – der schlaue Diabetiker); https://thesavvydiabetic.com/open-letter-to-the-us-fda-from-the-savvy-diabetic-re-fda-interoperability-mandate-and-end-user-on-device-continuous-access-to-our-own-data/), in dem aktuelle Entwicklungen angesprochen werden und die US-Regulierungsbehörde für ihre Untätigkeit kritisiert wird. Diesem Brief zufolge unterstützt Dexcom andere Firmen nicht so bei der Entwicklung von AID-Systemen, wie dies die FDA eigentlich intendiert hatte. Unter dem Vorwand der Cybersicherheit wird angeblich der Zugriff auf CGM-Daten behindert.
Wenn es aber nur noch große Player im Diabetes-Bereich gibt, wird die Situation für kleine Unternehmen, die versuchen, Innovationen z.B. im AID-Bereich zu entwickeln, erschwert, wenn nicht sogar blockiert. Die Intention der FDA durch Vorgaben hinsichtlich einer Interoperabilität der Komponenten eines AID-Systems mehr Konkurrenz zu ermöglichen, haben bisher nicht wirklich gegriffen, es gibt einfach zu wenige iCGM-, IAGC- und ACE-Pumpen. Die Wahlmöglichkeiten von Patienten sind de facto also recht beschränkt. Wenn es nur noch wenige CGM-Hersteller gibt und diese sich streiten, siehe der aktuelle Patentstreit zwischen Abbott und Dexcom, kann dies für die Nutzer zu unvorhersehbaren Problemen führen. Eines hat diese Aktion aber doch bewirkt und das ist für den amerikanischen Markt viel relevanter als wir uns das hier so vorstellen: Die Aktien von Insulet fielen im frühen Handel am Dienstag dieser Woche um 10%, während die Aktie von Dexcom um 7% zulegte, allerdings waren die Tendenzen in der Woche vorher, als die Fake News aufpoppten, genau umgekehrt.
DiaTec weekly – Juni 10, 22
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