Herzlich willkommen beim diatec weekly,
da sind wir wieder! Die lange Sommerpause haben wir genutzt, um mehr von diesem wunderschönen Land hier im tiefen Westen kennenzulernen – mit Betonung auf dem Wort Land, denn die Landschaften hier an der Westküste sind schlichtweg atemberaubend. Und die Wege weit, fünf lange Tage sind wir nordwärts zum Yellowstone-Nationalpark gefahren, um einen Blick unter die Erdkruste zu werfen und dabei zu hoffen, dass der Supervulkan darunter nicht gerade jetzt ausbricht. Wir haben unzählige heiße Quellen und Fumarolen mit ihren fantastischen Farbwelten bewundert, Geysire bestaunt, die pünktlich auf die Uhr ihre Wasserfontänen ausspucken, Bisons und Elche gesehen und sind glücklicherweise keinem Grizzly oder Wolf begegnet.
Natürlich waren wir nicht die einzigen Besucher. Die Campingplätze im Park waren seit Monaten ausgebucht und die wenigen Hotels auch. Bei jeder angekündigten Attraktion gab es Kampf um einen Parkplatz fürs Auto und die Wege hin zu den heißen Pools glichen Völkerwanderungen. Selbst das sehr frühmorgendliche Aufstehen für die besten Fotos im ersten Morgenlicht wurde zum Gerangel mit dreihundert anderen Hobby-Fotografen um den besten Platz für die beste Aufnahme. Warum tun wir das eigentlich? Haben wir uns gefragt, als wir endlose Meilen durch die Hitze der Mojave-Wüste zurückgefahren sind.
Warum überhaupt drängeln sich in den wertvollen Sommermonaten Millionen von Menschen auf Flughäfen oder stauen sich auf Autobahnen, um in überfüllten Ferienparadiesen nach Auszeit mit Entspannung zu suchen? Was suchen wir in fremden Ländern und Kulturen? Wie viel von Land und Leuten lassen sich kennenlernen in einem Zeitraum von zwei oder drei Wochen? „Ferien…“ schrieb der französische Philosoph Roland Barthes im Jahre 1956: „… sind eine neuere soziale Tatsache, deren mythologische Entwicklung interessant zu verfolgen ist.“
Seitdem ist im Tourismusbereich viel passiert. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass in der frühen Neuzeit, so ab dem 16. Jahrhundert, das Reisen jungen Adligen und wohlhabenden Bürgern vorbehalten war. Es diente der Kultivierung, Bildung und Muße, denn Erweiterung des Horizonts war das Ziel der Grand Tour, die gerne auch mal bis zu drei Jahren dauern konnte, je nach Budget. Ein Jahrhundert später entwickelten sich erste Formen der „Landsommer“: Um den heißen Temperaturen in den Städten zu entkommen, verbrachte die Stadtelite ihre Sommer auf dem Land. Heilbäder und Kurorte wie Baden-Baden, Karlsbad oder das englische Bath entstanden.
Das 19. Jahrhundert brachte mit seinen sozialen Veränderungen auch die Notwendigkeit von Erholung für viele, denn statt Bearbeitung des eigenen Ackers für die Selbstversorgung gingen immer mehr Menschen in die Fabriken mit festen Arbeitszeiten. Die Eisenbahn sorgte für die Überwindung auch größerer Distanzen und an Nord- und Ostsee entstanden Badeorte. Pauschalreisen werden seit 1841 angeboten und der gehobene bürgerliche Mittelstand entdeckte die Sommerfrische in Seebädern und Bergen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Urlaub ein fester Bestandteil des Sozialstaats. Immer mehr Urlaubstage, steigende Einkommen, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und nicht zuletzt das eigene Auto eröffneten neue Horizonte. Urlaub in Bella Italia war in erreichbare Nähe gerückt und mit sinkenden Flugpreisen lagen zunächst Mallorca und dann die ganze Welt offen.
Heute sind der touristischen Vielfalt kaum Grenzen gesetzt: Das Angebot reicht von Städtetrips und Abenteuerreisen über Kreuzfahrten und Ferienclubs bis hin zum Ferienhaus auf Zeit oder bezahlbaren Luxushotels. Reiseagenturen lassen sich umgehen, man bucht direkt über Airbnb, was mittlerweile ganze Altstädte in Freizeitsparks verwandelt hat.
Aktuell wird Aktivurlaub zunehmend populärer, egal, ob auf eigenen Beinen, auf dem Fahrrad oder mit dem Wohnmobil – es gilt, die Welt zu entdecken. Leider ist man dabei schon längst nicht mehr der Einzige. Wohin es auch geht, die anderen sind schon dort. Drängeln sich zu Hunderten an den begehrtesten Stränden und auf den schönsten Aussichtspunkten, um einzigartige Sonnenuntergänge zu bewundern oder einfach nur die spektakuläre Aussicht. Urlaubsrealität heute heißt: Wir suchen den Luxus der Leere und die friedvolle Einsamkeit, finden das aber nur noch auf den Werbefotos der Reiseanbieter. Nur dort liegt das verliebte Paar ganz allein entspannt am Pool und genießt vor lauter Glück ein Gläschen Schaumwein.
Trotzdem sehnen wir die Ferienzeit herbei, denn wir haben sie uns ja verdient. Akribisch bereiten wir uns auf das Ziel unserer Sehnsucht vor, studieren Reiseliteratur und Prospekte und bräunen schon mal die Haut vor. Dann trotten wir wie Schafe in langen Schlangen zur Sicherheitskontrolle und präsentieren dort halb ausgezogen unseren Kulturbedarf und technisches Equipment den kritischen Augen des Sicherheitspersonals. Wir zwängen uns in enge Aluminiumröhren, die uns zum Ort unserer Sehnsucht bringen, um dort – was zu finden: Abenteuer, Auszeit, Entkommen aus Zwängen und Pflichten, ein winziges neues Stückchen von diesem wunderbaren Planeten, der jetzt bereits unter touristischer Überfüllung leidet? Was auch immer, meistens ist es zu heiß, zu voll und vor allem – zu teuer.
Reisen heute ist ein Paradox. Noch nie war es so leicht, die Welt zu sehen, und noch nie so schwer, ihr zu entkommen. Vielleicht ist die wahre Kunst des modernen Reisens nicht, den Globus zu umrunden, sondern wenigstens mal das Handy für einen Tag auszuschalten. Der alleraktuellste Trend heißt Staycation, was nichts anderes ist als Urlaub zu Hause. Schließlich ist es im Sommer dort am schönsten. Man kann wunderbar radeln im Land des perfekten Radwegenetzes, die Badeanstalten und Eisdielen haben geöffnet, der Italiener um die Ecke hat immer einen Tisch frei und fast überall liegt in erreichbarer Nähe ein See.
Wir haben uns zur Vorbereitung auf den Yellowstone exzellent gemachte YouTube-Videos angeschaut, um uns einen Eindruck der vielen Attraktionen zu verschaffen, die der Park bietet. Spektakuläre Drohnen-Aufnahmen, die ungehindert über die heißen Pools fliegen können, und Bilder, die mit teuren Kameras gemacht wurden, haben uns einen viel besseren Eindruck vermittelt als der ferne Blick vor Ort. Was also haben wir mehr gesehen als im Video, als wir endlich angekommen waren im echten Yellowstone? Vor lauter Selfie-Verrückten mussten wir überall geduldig anstehen, um auch mal ein Bild mit dem Handy zu ergattern und so wenigstens den Beweis zu führen, dass wir dort waren. Schön war’s trotzdem.
Kommen wir zu den Themen der Woche und das ist zuerst ein sehr spannender Beitrag zu den Möglichkeiten von KI in der Diabetestherapie, geschrieben von einem amerikanischen Menschen mit Diabetes, gefolgt von aktuellen Ergebnissen zur dialink-Frage des Monats. Unser dritter Beitrag ist eine gemeinsame Pressemitteilung der DDG, BVND, bndb und der AGDT zum Thema „Moderne Diabetestechnologie und Finanzierung der Leistungserbringung.“ Auf geht’s!
Diabetes mellitus ist ein endloser Dialog mit dem eigenen Körper und eine einsame Befragung der sich ständig ändernden Blutglucosewerte: Ist mein Wert zu hoch? Oder zu niedrig? Schießt er gerade in die Höhe oder fällt rapide ab? Ein Gespräch ohne Ende, findet ein in den USA recht bekannter Mensch mit Diabetes. Er heißt James Hirsch und ist der Bruder des bekannten amerikanischen Diabetologen Irl Hirsch. Nun hat er einen Kommentar geschrieben über den Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Diabetestherapie:
Kann KI eine Revolution für eine datengesteuerte Krankheit sein?
Fortschritte in der Technologie haben dem Nutzer viel mehr Klarheit darüber verschafft, was ihr Körper ihnen sagt. Die „Blutzuckermessung“ zu Hause, die es seit Anfang der 1980er Jahre gibt, sowie das kontinuierliche Glucosemonitoring seit Anfang der 2000er Jahre haben die Diabetesversorgung revolutioniert. Nichtsdestoweniger ist Diabetes nach wie vor ein endloses Thema mit vielen Störfaktoren, alltäglichen Problemen und offenen Fragen.
Es gibt aktuelle Ergebnisse der Frage des Monats, die sich politischen, versorgungs- oder behandlungsbezogenen Diabetesthemen widmet. Die Frage des Monats Juli lautete: „Wie oft wurde Ihr Schlaf in den letzten 7 Tagen durch Gerätewarnungen, das Überprüfen des Glukosespiegels oder die Behandlung eines hohen oder niedrigen Wertes gestört?“ Wie die dia·link-Community die Frage beantwortet hat, können Sie jeweils im Folgemonat in Ihrem Newsbereich einsehen. Hier geht es zu den Ergebnissen der:
Frage des Monats Juli
Menschen mit Diabetes sind im Alltag mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die das tägliche Leben und das Wohlbefinden beeinflussen können. Neben der regelmäßigen Überwachung des Glucosespiegels, einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Bewegung ist auch der Schlaf von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Insbesondere bei Diabetes ist ein erholsamer Schlaf jedoch oft beeinträchtigt. Nächtliche Unterbrechungen des Schlafes durch hohe oder niedrige Glucosewerte, das Überprüfen des Glucosespiegels oder Gerätewarnungen können zu Erschöpfung sowie zusätzlichem Stress führen.
Am 23. Juli 2025 gab es eine gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, des Bundesverbandes niedergelassener Diabetologen (BVND) und des Berufsverbandes niedergelassener Diabetolog*innen in Bayern e.V. (bndb) zum Thema „Moderne Diabetestechnologien“. Die Diabetes-Verbände fordern bessere finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Versorgung von Millionen von Nutzern (Gemeinsames Statement von DDG, BVND, bndb und AGDT zur Situation der ambulanten Diabetologie: Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.):
Gemeinsame Presserklärung zur Verankerung von Diabetes-Technologie in Deutschland
Über 9 Millionen Menschen leben in Deutschland mit der Diagnose Diabetes mellitus. Für viele von ihnen eröffnen moderne Technologien wie kontinuierliche Echtzeit-Zuckermessgeräte (rtCGM) oder automatisierte Insulinpumpen in Kombination mit einem rtCGM-Gerät (so genannte Automated Insulin Delivery-Systeme – AID) neue Chancen. Auf gemeinsame Initiative von Tobias Wiesner, Vizepräsident der DDG, stellvertretender Vorsitzender des BVND und Vorstandsmitglied der DDG Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie (AGDT), sowie bndb-Vorstandsmitglied Christoph Neumann soll den Chancen dieser Systeme zukünftig mehr Beachtung geschenkt werden.
Das Bild der Woche
Alles Voll! Time Square in New York City am Abend.
Ó gfh
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Zum Schluss noch wie immer das Letzte
Vielleicht hat unser Einstieg die Urlaubsstimmung etwas verdüstert. Aber keine Sorge: Hoffnung naht – spätestens bis zum Jahr 2050, wenn die große Bildungsreise nur noch ein Software-Update entfernt ist. Man muss nirgends mehr hin, sondern setzt sich mit der AR-Brille gemütlich aufs Sofa und schwupps: Schon steht man mitten in Paris. Der Eiffelturm glitzert in der Sonne, der Champagner perlt, und die Tauben sind so realistisch programmiert, dass sie virtuell auf die Schulter koten. So authentisch, dass man glaubt, tatsächlich vor Ort zu sein.
Weiter geht’s nach Florenz. Die Uffizien öffnen sich ohne Warteschlange und Botticellis Venus lässt sich per Klick in drei Hauttönen und zwei Filtermodi bewundern. Kultur ohne Schwitzen, dafür mit Untertiteln. In Rom darf man das Kolosseum sogar realistisch mit Blutvergießen anschauen. Wem der Director’s Cut zu grausam ist, es gibt auch die familienfreundliche Version, ohne Blut.
Venedig schließlich bietet digitale Gondeln, die nie kentern, singende Avatare, die nie heiser werden und auch kein horrendes Trinkgeld erwarten. Wenn man genug hat, zieht man die Brille einfach wieder ab, ist weder pleite noch sonnenverbrannt, aber auch nicht wirklich gereist. Kein Gelato, das in der Sonne tropft. Keine überteuerte Hotelrechnung, die man verflucht und zugleich verklärt. Kein Kellner, der einen missversteht und stattdessen den besten Abend des Urlaubs beschert.
So eine virtuelle Grand Tour spart Geld, Zeit und Nerven. Doch so realistisch die Tauben programmiert sind, so perfekt der virtuelle Champagner auch perlt: Reisen im echten Leben ist mehr als Sehenswürdigkeiten abhaken. Es lebt von den Umwegen, den kleinen Missgeschicken, den Herausforderungen, die man meistert und den Begegnungen, die man nicht planen kann. Genau das macht das Reisen so unersetzlich – und genau das wird wohl noch lange keine App der Welt liefern können.
Das war‘s für die Woche. Wir hoffen, Ihnen nicht die Reiselust genommen zu haben und vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen Geheimtipp, den nur Sie kennen und niemand sonst. Wohin es auch geht, um sich von der anstrengenden Arbeitswoche zu erholen, bleiben Sie entspannt.
Ein schönes Wochenende wünschen
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das nebenstehende Formular um sich für den diatec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen