Der bekannte US-Diabetologe Irl Hirsch berichtete beim diesjährigen Diabetes-Technologie-Meeting aktuelle Erkenntnisse aus der DERMIS-Studie. Eine ganze Gruppe von Forschern wird von dem Helmsley-Charitable-Trust finanziell unterstützt, um sich mit diesem wichtigen Thema zu beschäftigen. Untersucht werden eine Reihe von Aspekten, insbesondere solche, die für die Insulinpumpentherapie von Bedeutung sind, z.B., welche Veränderungen an den Hautstellen auftreten, wo die Katheter der Infusionssets eingestochen werden.
Wichtige und unerwartete Ergebnisse waren ausgeprägte Anstiege an Eosinophilen an aktuellen und kürzlich verwendeten Infusionsstellen, was auf eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion hindeutet. Die langfristige Auswirkung dieser Veränderungen ist aber nach wie vor unbekannt. Solche Entzündungsreaktionen traten an den aktuellen Infusionsstellen (73% der Stellen; p<0,01) und an drei Tage alten Infusionsstellen (75% der Stellen; p<0,01) signifikant häufiger auf im Vergleich zu den Kontrollstellen. Der Redner führte die Häufigkeit von Juckreiz an den Infusionsstellen darauf zurück.
Eosinophile, die oft mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht werden, kommen normalerweise nicht in der Haut vor, was darauf hindeutet, dass die Spitze der Katheter der Infusionssets für die Einführung eines Allergens verantwortlich sein könnten. Dafür gibt es mehrere potenzielle Kandidaten: Konservierungsmittel im Insulin; Kunststoffe/Polymere in den Sets oder Behältern; Klebstoff, der bei der Montage der verschiedenen Komponenten verwendet wird und möglicherweise das Insulin selbst. Entzündungen werden mit höheren Insulindosen und einer schlechteren Zeit im Zielbereich in Verbindung gebracht, was die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu ihrer Rolle und Wirkung auf die Glucosekontrolle unterstreicht.
Dabei wurden Entzündungen, Fibrosen und andere Hautveränderungen sowohl bei Anwendern beobachtet, die erst kurzzeitig Insulinpumpen haben als auch bei solchen, die diese schon länger verwenden. Dies spricht dagegen, dass solche Reaktionen bei längerer Verwendung von Insulinpumpe verstärkt auftreten. Durch die Verwendung der OCT, einer nicht-invasiven Hautbildgebungstechnik, konnten signifikante Unterschiede in der Dichte von Blutgefäßen zwischen Kontroll- und aktuellen/früheren Infusionsstellen belegt werden. Dies passt zum sogenannten Tamborlane-Effekt, der das Phänomen beschreibt, dass eine längere Nutzung einer Insulininfusionsstelle zu einer verstärkten Blutgefäßbildung (Neovaskularisierung) führt – und was vermutlich die Ursache dafür ist, dass eine schnellere Insulinabsorption und -wirkung erfolgt.
Nachdem von der Forschergruppe an den Infusionsstellen durch histologische Untersuchungen, immunhistochemische Färbungen, Metabolomik und OCT signifikante Veränderungen der Haut nachgewiesen wurden, ist nun der nächste Schritt herauszufinden, welcher Teil des Pumpensystems für diese biologische Zerstörung verantwortlich ist. Weiterhin gilt es zu untersuchen, wie sich diese Hautveränderungen auf die Glucosekontrolle auswirken.
Fazit: Eine Übersichtsarbeit zu den Ergebnissen der DERMIS-Studie ist aktuell im Review-Prozess in der US-Fachzeitschrift JDST. Vermutlich werden sich auch die Hersteller von Infusionssets und Insulinpumpen für diese Ergebnisse interessieren, eine Reduktion der Häufigkeit von Hautproblemen in der klinischen Praxis wäre sehr wünschenswert, auch weil diese ja bei den meisten AID-Systemen zum Einsatz kommen.
Die Ergebnisse unterstützen allergische Sensibilisierung als potenziell häufige Reaktion an CSII-Stellen. Die wichtigsten Kandidaten, die dies verursachen, sind Insulinkonservierungsmittel, Kunststoffmaterialien und Klebstoffe, die bei der Geräteherstellung verwendet werden. Die durch diese häufigen allergischen Reaktionen verursachte Entzündungsreaktion kann zu Gewebeveränderungen führen, die für die in der klinischen Praxis häufig auftretenden Infusionsstellenfehler verantwortlich sind.
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