Im Rahmen einer multizentrischen Querschnittsuntersuchung wurde bei 780 Patienten geschaut, welche Arten von Hautveränderungen diese an den typischen Insulinapplikationsstellen aufwiesen. Dabei lag der Fokus auf Lipohypertrophien (LHT)und Blutungen (BT) an den Applikationsstellen. Die Untersuchung wurde an 16 entsprechend geschulten Diabeteszentren durchgeführt, wobei im Mittel 60 Patienten pro Zentrum untersucht wurden. Die Geschlechterverteilung der Patienten war 50/50, das mittlere Alter betrug 62 Jahr, der BMI betrug 29 kg/m², der HbA1c 7,8% bei einer täglichen Insulindosis von 46 Einheiten mit 3,7 Injektionen pro Tag, 29% hatten einen Typ-1-Diabetes. Erfasst wurde in Hinsicht auf die Insulinapplikation, wie häufig diese pro Tag erfolgte, welche Art von Nadel verwendet wurde (Länge und Dicke), wie häufig diese wiederverwendet werden, außerdem die Temperatur des applizierten Insulins, der Abstand zwischen den Injektionsstellen, ob diese in Hautareale mit LHTs erfolgte, die Häufigkeit von unerklärbaren Hypoglykämien und die Blutglucose-Variabilität. Aufkommen und Häufigkeit von Lipohypertrophien wurden systematisch unter Verwendung von Ultraschall untersucht. Blutungen wurden ebenfalls durch eine systematische Inspektion der Injektionsstellen erfasst.
Die meisten Patienten verwendeten eine Nadellänge von 5 (30,6%) oder 4 mm (28,5%), eine Nadeldicke von 31G verwendeten mehr als 50% der Patienten. Immerhin 46,2% der Patienten wiesen Lipohypertrophien auf, Blutungen wurden bei 33,2% der Patienten beobachtet – bei 53,9% der Patienten im Zusammenhang mit Lipohypertrophien, bei 46,6% ohne diese. Die Patienten berichteten, dass die Blutungen schon lange an den Injektionsstellen zu beobachten waren und dass sie die Applikation an diesen Stellen aus den folgenden Gründen bevorzugen: Die Injektion an diesen Stellen ist schmerzfrei (53%), sie haben andere Patienten gesehen, die das gleiche gemacht haben (21%), sie machen dies aus Gewohnheit oder Nachlässigkeit (26%). Blutungen wurde nicht an anderen Hautstellen beobachtet, nur an den Injektionsstellen. Patienten mit waren im Vergleich zu denen ohne Blutungen häufiger Frauen und eher älter, Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie höheren BMI. Dabei unterschieden sich die HbA1c-Werte nicht, allerdings waren die Frequenz von Hypoglykämien und die Glucosevariabilität bei Patienten mit Blutungen niedriger! Nur ein Drittel der Patienten mit Blutungen war auf einer anti-thrombotischen Therapie oder erhielt Gerinnungshemmer.
Fazit: Es kommt offenbar im Alltag der Insulintherapie wohl regelmäßig zu Applikationsfehlern. Ob diese nun dadurch bedingt sind, dass die Nadel beim Einstich kleinere oder größere Blutgefäße verletzt ist unklar, klar ist aber, es gibt de facto keine systematischen Evaluierungen dazu. Ein Grund für Blutungen könnte sein, dass die Patienten den Pen relativ kräftig auf die Haut aufdrücken während des Einstiches bzw. der Insulinapplikation. Blutungen treten häufig im Zusammenhang mit Lipohypertrophien auf, aber auch unabhängig von diesen. Dabei weisen Blutungen anscheinend keinen Zusammenhang mit der Absorption von Insulin auf, wie dies bei Lipohypertrophien nachgewiesenermaßen der Fall ist. Ob Blutungen die Konsequenz von einem Fehler bei der Insulinapplikation sind und ob diese die Entstehung von LHTs begünstigen ist unklar, trotzdem sollte bei der Schulung der Patienten sorgfältig darauf geachtet werden, wie diese die Injektion mit dem Pen konkret durchführen.
DiaTec weekly – April 30, 21
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