Nach deutschem Recht ist ein Mensch blind, wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 2 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normaler Sehkraft erkennt. Wenn man weniger als 5 Prozent sieht, gilt man als hochgradig sehbehindert.

Nun bietet die Digitalisierung viele Chancen, um die Lebensqualität blinder und sehbehinderter Menschen zu verbessern. Leider werden sie dabei aber viel zu oft „digital abgehängt“, weil bei Soft- und Hardware die Standards der Barrierefreiheit nicht eingehalten werden.

Vor ein paar Tagen hat uns eine Mail von Diana Droßel zu diesem Thema erreicht und wir drucken den Brief hier auszugsweise ab:

Es ist einfach kaum zu glauben, wie ignorant (oder unwissend?) die meisten Hersteller sind. Ich habe inzwischen wirklich Angst, ob ich weiterhin eine Pumpentherapie durchführen kann.

Ich habe mir eine tolle App gekauft. Die war sogar relativ teuer, aber mit ihr kann ich z. B. das Display meiner Cozmo Insulinpumpe ablesen. Nicht nur einen starren Screenshot, sondern sogar erlebend, wie das Insulin heruntergezählt wird, das gerade eingestellt wurde. Einfach großartig.

Aber was ist jetzt? Ich dachte, nun spielt es keine so große Rolle mehr, ob eine Pumpe gute Tasten hat oder nicht, denn ich kann den Bildschirm ja ablesen und vielleicht gibt es auch noch eine nutzbare App dazu… Nein, geht nicht, denn die meisten neuen Pumpen haben eigens kreierte Bildchen auf dem Display und keine Teste mehr!!! Das kann meine App natürlich nicht interpretieren.

Ich bin verzweifelt.
Der 5-minütige Film geht über mich. Dort sieht man, dass es geht!!!

Fehlt nur noch die Pumpe dazu. Darin wird in dem Film nichts gesagt, aber vielleicht hilft dieser Film etwas in Sachen Sensibilisierung.

Ganz liebe Grüße, Diana

Diana ist in einem Film zu sehen, der für die Woche des Sehens produziert wurde. Dort zeigt sie sehr anschaulich, wie enorm wichtig Barrierefreiheit bei Hard- und Software für sehbehinderte und blinde Menschen ist, bei den normalen Alltagsdingen ebenso wie für Menschen mit Diabetes und Technologie:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=24&v=wyBlWELmKdg

Unser Fazit: Wir appellieren an die Hersteller von Diabetes-Technologie, das Thema Barrierefreiheit bei Hard- und Software nicht zu vergessen. Auch wenn die Geräte in den meisten Fällen nicht in Deutschland hergestellt werden, Deutschland ist ein großer Absatzmarkt und das lässt sich bei den Mutterfirmen sehr wohl nutzen.

Steter Tropfen höhlt den Stein! Deshalb bitten wir alle Leser, sich dafür ebenfalls einzusetzen, dass zukünftig alle Firmen, die technologische Geräte herstellen, auf Barrierefreiheit bei Hard- und Software zu achten. Auch wenn es sehr wohl rechtliche Vorgaben dazu gibt, die Umsetzung in nationales Recht ist bislang nicht erfolgt.

DiaTec weekly – Okt 17, 19