Nichts bleibt so sicher wie die permanente Veränderung, auch wenn wir gerne glauben wollen, dass alles immer genauso bleibt wie es ist, weil wir das als gut und richtig empfinden. So hat es z.B. in unserer Wahrnehmung das Internet schon immer gegeben und wir können uns heute weder vorstellen, wie es mal ohne ging, noch wie das Netz denn anders sein soll als das, was wir kennen. Doch die nächste Version des Internets zeichnet sich bereits am Horizont ab und ist bereits Menschen, die das Videospiel Fortnite spielen, ein Begriff: Metaversum ist die Bezeichnung für das Internet der Zukunft. Vorstellen müssen wir uns das als eine Art dreidimensionales Internet, bestehend aus einer Vielzahl von virtuellen Welten. Der Begriff Metaversum stammt aus der Welt der Science-Fiction-Literatur und beschreibt einen gemeinsamen, virtuellen Raum, in dem man ständig online und aktiv ist, ohne dass man sich erst einloggen muss. Metaversen haben eigene komplexe ökonomischen Strukturen mit Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und Medien zum Konsumieren. Es wird auch nicht nur ein Metaversum geben, sondern wir werden viele davon haben und uns mit unserem persönlichen Avatar innerhalb dieser Welten bewegen, ohne sprachliche oder physische Einschränkungen.
Was sich hier anhört wie der letzte Alptraum eines Hollywood-Produzenten ist bereits in der Entwicklung, auch wenn es sicher noch dauern wird, bis uns diese Metaversen zur Verfügung stehen werden. Firmen wie Google und Facebook, die das digitale Geschäft dominieren, sind sehr an solchen Weiterentwicklungen interessiert und wenn das angesprochene Videospiel, welche prominente Menschen zu Spielern und Spieler zu Berühmtheiten macht, die Grundlagen für die Zukunft des Internets repräsentiert, dann sollten wir uns das genau anschauen. Apropos Spiel: Die Entwickler von Fortnite, die Firma Epic Games, zeigen sich an einer öffentlichen Diskussion interessiert: „Noch ist Fortnite ein Spiel, aber stellen Sie diese Frage in 12 Monaten erneut!“ Fortnites Einstieg in das Metaverse-Rennen ist kein Zufall: Die Spielebranche hat dazu die besten Möglichkeiten, denn Spieler neigen dazu, die leistungsstärksten Computerprozessoren zu besitzen, die ihnen zur Verfügung stehen und sie haben oftmals das größte Interesse am technologischen Fortschritt und an Interaktionen über das Internet.
Das kalifornische Unternehmen „The Multiverse Network“ entwickelt aktuell eine Technik, die den Zugang zu verschiedenen Online-Welten ermöglicht. Avatare sollen dabei „portierbar“ sein, also in die Lage versetzt werden, sich von der einen in die andere virtuelle Welt zu begeben. Auch ein aktueller Artikel in der Washington Post (G. Park, Silicon Valley is racing to build the next version of the Internet. Fortnite might get there first. 17.4.2020) greift das Thema auf: „Wenn man sich erst einmal von einer virtuellen Welt in die andere begeben kann, wird das Wachstum, das wir gegenwärtig erleben, wie eine flaue Stagnation erscheinen“, so Steve Prentice vom Marktforschungsinstitut Gartner auf der Fachkonferenz Virtual Worlds in New York. Die gegenwärtige Aufbruchsstimmung verglich er mit den Pioniertagen des World Wide Webs Mitte der neunziger Jahre.
Die wohl in den einschlägigen Foren schon länger laufende Diskussion um ein greifbareres, immer aktuelles Internet erscheint im Lichte unserer gegenwärtigen „shelter-in-place“-Realität als Antwort auf die Coronavirus-Pandemie ausgesprochen relevant. Wir alle haben ja nun in einer Art Crash-Kurs gelernt, wie wir mit Video-Chat-Plattformen wie Zoom nicht nur arbeiten können, sondern auch Dinner gemeinsam haben können, endlos mit der Familie und Freunden zumindest eine gewisse soziale Nähe aufrechthalten können. Vermutlich würde uns eine Weiterentwicklung des Internets wie durch Metaverse gerade jetzt ziemlich nützen, auch wenn die Realisierung davon vermutlich noch Jahre, wenn nicht noch länger, dauern wird. Aber wenn wir dort unsere Bedürfnisse und Aktivitäten besser abbilden können, wie wir sie aktuell in der realen Welt erfüllen, dann kann so ein Umschwung ja auch beachtlich schnell gehen.
Wenn Ihnen bereits die heutige Internet-Dystopie Angst macht, wird die Metaverse die Dinge nur noch komplizierter machen. Aber wer weiß, vielleicht sorgen die Metaversen bald dafür, dass unsere Viren-anfälligen Körper überflüssig werden und vielleicht wird uns die aktuelle Realität fade und langweilig erscheinen angesichts spannender Parallelwelten, in denen wir immer jung und gesund sein werden. Vielleicht sollten wir uns aber auch einfach mal an den schönen alten Queen-Song erinnern: „Who wants to live forever!“
DiaTec weekyl – Apr 24, 20