Ziel einer in Diabetologia publizierten Studie war es, die Assoziation von chronischen Diabetes-Komplikationen mit Güte der Glucosekontrolle zu untersuchen, genauer mit der Zeit im engen Zielbereich (TITR: 3,9-7,8 mmol/l) und der Zeit im Zielbereich (TIR: 3,9-10,0 mmol/l) bei Menschen mit Typ-1-Diabetes [1]. Die Prävalenz von mikrovaskulären Komplikationen wie die diabetische Retinopathie, diabetische Nephropathie und diabetische periphere Neuropathie und makrovaskuläre Komplikationen wie Schlaganfall und Herzinfarkt wurden anhand der mit einem CGM-System ermittelten TITR/TIR bei 808 Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes untersucht.
Mittels binärer logistischer Regression wurde der Zusammenhang zwischen diesen CGM-Parametern und dem Vorliegen von Komplikationen ohne und mit Anpassung bei der statistischen Analyse für den HbA1c-Wert und andere Faktoren (Geschlecht, Alter, Diabetesdauer, BMI, Blutdruck, Lipidprofil, Rauchen, Einnahme von Statinen und Hemmstoffen des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems) untersucht.
Die durchschnittliche TITR und TIR betrugen 33,9±12,8% bzw. 52,5±15,0%. Insgesamt wiesen 46,0% der Studienteilnehmer eine mikrovaskuläre Komplikation auf (34,5% eine diabetische Retinopathie, 23,8% eine diabetische Nephropathie, 16,0% eine DPN) und 16,3% litten an einer makrovaskulären Komplikation. Die Prävalenz jeglicher mikrovaskulärer Komplikation, diabetischer Retinopathie, diabetischer Nephropathie und eines zerebrovaskulären Events (CVA) nahm mit steigenden TITR/TIR-Quartilen ab (alle p<0,05). Jeder Anstieg des TITR um 10% war mit einer geringeren Inzidenz der mikrovaskulären Komplikation (OR 0,762; 95% CI 0,679, 0,855; p<0,001), diabetischer Retinopathie (0,757; 0,670, 0,856; p<0,001), diabetischer Hintergrund-Retinopathie (0,760; 0,655, 0,882; p<0,001), schwerer diabetischer Retinopathie (0,854; 0,731, 0,998; p=0,048), diabetischer Nephropathie (0,799; 0,699, 0,915; p<0,001), DPN (0,837; 0,717, 0,977; p=0,026) und CVA (0,651; 0,470, 0,902; p=0,010) assoziiert. Die unabhängige Assoziation von TITR mit einer mikrovaskulären Komplikation (0,867; 0,762, 0,988; p=0,032), diabetischer Retinopathie (0,837; 0,731, 0,959; p=0,010), diabetischer Hintergrund-Retinopathie (0,831; 0,705, 0,979; p=0,027) und CVA (0,619; 0,426, 0,899; p=0,012) blieb auch nach Anpassung für den HbA1c-Wert bestehen. Ähnliche Auswertungsergebnisse ergaben sich, wenn man für HbA1c und anderen Faktoren korrigierte.
Fazit: Die Güte der Glucosekontrolle ist invers mit dem Auftreten von mikrovaskulären Komplikationen und CVA bei Menschen mit Typ-1-Diabetes assoziiert. Obwohl diese Studie nicht darauf ausgelegt war, einen kausalen Zusammenhang herzustellen, untermauert sie die Aussagekraft der TITR und TIR als wichtige Messgrößen für das Diabetes-Management.
- De Meulemeester J, Charleer S, Visser MM, De Block C, Mathieu C, Gillard P. The association of chronic complications with time in tight range and time in range in people with type 1 diabetes: a retrospective cross-sectional real-world study. Diabetologia. 2024. doi: 10.1007/s00125-024-06171-y.
diatec weekly – September 6, 24
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