In Europa gelten seit dem vergangenen Jahr strenge Datenschutzregeln. Das gilt in einem besonderen Maße für Patientendaten. Nun brachte Spiegel Online von ein paar Tagen den verstörenden Bericht, dass die Gesundheits-App Ada solche hochsensiblen Daten unerlaubt an Facebook und Analysten in die USA übermittelt haben soll. Was ist dran und woher kommt dieser Vorwurf?
So funktioniert die Ada App: Ein Chat-Bot fragt den Nutzer nach akuten Symptomen. Nach strukturierter Befragung ermittelt ein Algorithmus anschließend, welche Erkrankung vorliegen könnte und rät zu einer Arzt-Konsultation – oder auch nicht. Die App ist beliebt bei den Patienten und auch die ersten Krankenkassen in Deutschland haben Verträge mit der Betreiberfirma geschlossen. Mittlerweile wurde die App bereits mehr als fünf Millionen-mal heruntergeladen und erfüllt die Kriterien eines Medizinproduktes mit CE-Prüfsiegel Klasse 1.
Nun verkündet „Heise online“, ein webbasierter Nachrichtendienst mit den Schwerpunktthemen IT- und Kommunikationstechnik, dass die App Daten mit Informationen zu gesundheitlichen Aspekten automatisch weitergebe, z.B. ob man rauche, an Hypertonie oder Diabetes leide. Auch persönliche Daten wie Wohnort und Geburtsdatum würden an Facebook und Finanzanalysten wie Amplitude und Adjust gesendet – und zwar direkt, bevor der Nutzer überhaupt die Chance hat, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu lesen.
Das in Berlin ansässige Unternehmen Ada-Health wehrt sich gegen die Vorwürfe und erklärt, dass ohne die ausdrückliche Zustimmung des Nutzers keine Daten an Dritte weitergeleitet werden, auch nicht an Krankenversicherer. Die Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung würden ausnahmslos erfüllt und auch das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin habe nach eingehender Prüfung keinerlei Verstöße gegen Qualitätsstandards und geltendes Recht festgestellt. Die Techniker Krankenkasse, die ihren Versicherten den virtuellen Symptomcheck ans Herz legt, versichert, dass es bis dato keinerlei Datenaustausch zwischen Ada Health und der TK gibt.
Unser Fazit: Man kann es drehen und wenden wie man will – es ist und bleibt ein unfaires Spiel. Wir kennen und sehen unsere Gegner nicht und kämpfen, wenn überhaupt, mit Pfeil und Bogen gegen eine atomare Übermacht, die von erheblichen Investitionen vorangetrieben werden (s. unsere letzte Ausgabe). Weder Arzt noch Patient kann heute beurteilen, was alles mit digitaler Technologie möglich ist und geschieht, z.B. wohin die Datenströme gelenkt werden? Unsere gewählten Autoritäten, sprich Regierungen, scheinen ebenfalls machtlos zu sein angesichts der rasanten Entwicklungen in der digitalen Transformation. Was also tun – Internet abschalten? Aufs Smartphone verzichten? Keine Apps mehr herunterladen? Ganz ehrlich – wir wissen es auch nicht.
DiaTec weekly – Okt 17, 19