Ein Ergebnis der REFLECT-Studien ist eine signifikante Verringerung des Risikos von Krankenhausaufenthalten bei Menschen mit Diabetes. Die von Abbott finanzierten REFLECT-Studien waren retrospektive Analysen, die unter Verwendung von Daten aus dem schwedischen Nationalen Diabetesregister (NDR) durchgeführt wurden. Das Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen (CVD) bei Menschen mit Typ-1-Diabetes (T1D) ohne CVD in der Vorgeschichte bei Verwendung von intermittierend gescannten CGM-Daten (isCGM; Libre) im Vergleich zu solchen mit einer herkömmlicher Blutglucosemessung (BGM) war um 80% reduziert. Bei Personen mit CVD in der Vorgeschichte wurde das Risiko für Krankenhausaufenthalte um 49% reduziert. Auch bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes (T2D) mit einer Insulintherapie war die Nutzung von CGM mit einer Verringerung der Krankenhausaufenthalte assoziiert. Zu der Verlautbarung von Abbott gehören zwei Publikationen, die in Diabetologia veröffentlicht wurden, die Daten zu erwachsenen Menschen mit T1D im April 2025 [1] und (ii) Erwachsene mit T2D und Insulintherapie im Oktober 2024 [2].
Bei den Menschen mit Typ-1-Diabetes wurden Erwachsene eingeschlossen, die wegen CVD hospitalisiert wurden und bis zu zwei Jahre nachbeobachtet wurden (n = 14.829). In dieser Kohorte hatten 1.313 Teilnehmer innerhalb des Indexzeitraums ein schweres hypoglykämisches Ereignis. Die Hospitalisierungsraten wurden zwischen den Teilnehmern mit und ohne schwerem hypoglykämisches Ereignis verglichen. Unter den Teilnehmern mit schwerem hypoglykämischen Ereignis wurden auch die Ergebnisse zwischen isCGM- und BGM-Anwendern verglichen.
Die Analyse definierte den Ausgangswert als das Datum des ersten schweren hypoglykämischen Ereignisses vor Beginn der isCGM-Anwendung. Personen, die zuvor eine schwere Hypoglykämie erlitten hatten, wiesen eine mehr als doppelt so hohe relative Rate (RRate) für Krankenhausaufenthalte aufgrund von CVD auf als Personen ohne vorherige schwere Hypoglykämie (RRate=2,06; CI: 1,48–2,85; p<0,001). Diejenigen ohne vorherige Ereignisse hatten eine Krankenhausaufenthaltsrate von 5,04 pro 100 Personenjahren der Nachbeobachtung (KI: 4,85–5,23) im Vergleich zu 7,58 Einweisungen pro 100 Personenjahren der Nachbeobachtung bei denjenigen mit mindestens einem vorherigen Ereignis (KI: 6,74–8,49). isCGM war verbunden mit niedrigeren Hospitalisierungsraten aufgrund von CVD-Komplikationen, unabhängig von schweren Hypoglykämien in der Vorgeschichte. Unter den Personen mit einer schweren Hypoglykämie in der Vorgeschichte wiesen isCGM-Anwender (n = 970) niedrigere Hospitalisierungsraten aufgrund von CVD-Komplikationen auf als BGM-Anwender (n = 343). Insbesondere war isCGM mit einer relativen Verringerung der Einweisungsrate aufgrund von CVD-Komplikationen um 78% im Vergleich zu BGM verbunden (RRate=0,22; KI: 0,11–0,43; p<0,001). Ähnlich verhält es sich bei Personen ohne vorherige schwere hypoglykämische Ereignisse: isCGM-Anwender (n = 10.852) wiesen ebenfalls niedrigere Hospitalisierungsraten auf als BGM-Anwender (n = 2.664). isCGM war im Vergleich zu BGM mit einer relativen Verringerung der Krankenhausaufnahmen aufgrund von CVD-Komplikationen um 77% verbunden (RRate=0,23; CI: 0,18–0,28; p<0,001).
Bei den Menschen mit Typ-2-Diabetes führte isCGM unabhängig von der Insulintherapie zu einer geringeren Senkung des HbA1c-Werts im Vergleich zu denen mit T1D. Eingeschlossen wurden Erwachsene mit MDI (n = 2.876) oder nur Basalinsulin (n = 2.292), mit oder ohne andere blutglucosesenkende Therapien, die nach dem 1. Juni 2017 mit isCGM begonnen hatten.
Die isCGM-Anwender wurden mit BGM-Kontrollpersonen unter MDI (n = 33.584) bzw. Basalinsulin (n = 43.424) gematcht. Der mittlere HbA1c-Wert war bei isCGM-Anwendern nach sechs Monaten unabhängig von der Insulintherapie niedriger als bei BGM-Anwendern. In der MDI-Kohorte betrug der basisliniensbereinigte Unterschied im HbA1c-Wert zwischen den Gruppen nach sechs Monaten 0,34% zugunsten von isCGM, was bis zum Ende der Studie nach 24 Monaten anhielt. In der Basalinsulin-Kohorte war der basisliniensbereinigte Unterschied im HbA1c-Wert ähnlich: 0,32% zugunsten von isCGM nach sechs Monaten, was bis zum Ende der Studie nach 24 Monaten anhielt.
Die Verwendung von isCGM reduzierte das Risiko einer Krankenhausaufnahme signifikant: In der Gesamtkohorte hatten isCGM-Anwender ein um 29% geringeres Risiko für eine Krankenhausaufnahme aus allen Gründen im Vergleich zu BGM-Anwendern (RRisk=0,71; CI: 0,67–0,75; p<0,001). isCGM-Anwender hatten auch ein signifikant geringeres relatives Risiko (RRisk) für eine Krankenhausaufnahme aus verschiedenen Gründen, darunter: 33% geringeres Risiko für akuten Myokardinfarkt (RRisk=0,67; CI: 0,56–0,82; p<0,001), 37% geringeres Risiko für Herzinsuffizienz (RRisk=0,63; CI: 0,53–0,76; p<0,001), 57% geringeres Risiko für Hypoglykämie (RRisk=0,43; KI: 0,27–0,70; p=0,001) und 44% geringeres Risiko für Schlaganfall (RRisk=0,56; KI: 0,46–0,69; p<0,001).
Innerhalb der MDI-Kohorte hatten isCGM-Anwender ein um 16% geringeres relatives Risiko für Krankenhausaufenthalte aller Ursachen im Vergleich zu BGM-Anwendern (RRisk=0,84; CI: 0,77–0,90; p<0,001). Bei isCGM-Anwendern wurde im Vergleich zu BGM-Anwendern ein verringertes Risiko für die folgenden Komplikationen beobachtet: 25% geringeres Risiko für akuten Myokardinfarkt (RRisk=0,75; CI: 0,57–0,99; p=0,047), 49% geringeres Risiko für Hypoglykämie (RRisk=0,51; CI: 0,27–0,95; p=0,034) und 46% geringeres Risiko für Schlaganfall (RRisk=0,54; KI: 0,39–0,73; p<0,001). In der Basalinsulin-Kohorte hatten isCGM-Anwender ein um 24% geringeres relatives Risiko für Krankenhausaufenthalte jeglicher Ursache (RRisk=0,76; CI: 0,69–0,84; p<0,001) sowie ein um 37% geringeres Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinsuffizienz (RRisk=0,63; CI: 0,46–0,87; p=0,006) als BGM-Anwender.
Fazit: Die Verwendung von isCGM reduziert das Risiko für Krankenhausaufenthalte signifikant, dabei sind die Daten zu Menschen mit T1D sind zwar überzeugend, doch dürften die Vorteile bei Menschen mit T2D die weitere Verbreitung von CGM vorantreiben, da CGM bereits die Standardtherapie für Menschen mit T1D ist. Damit gibt es zunehmende Belege für die Wirksamkeit von CGM zur Vorbeugung von Komplikationen. Diese Vorteile von CGM in der Praxis stellen zusätzliche Argumente für die Nutzung von CGM in Gesprächen mit Kostenträgern dar.
Interessant ist, dass der CGM-Hersteller Abbott in die Konkurrenzfirma Senseonics investiert. Im Rahmen einer öffentlichen Emission will Abbott eine Privatplatzierung im Wert von 50 Millionen US-Dollar machen, was knapp 5% der Stammaktien von Senseonics nach der Emission entspricht. Senseonics will damit die laufende Markteinführung von Eversense 365 und Forschungs- und Entwicklungsarbeiten finanzieren. Warum Abbott in Senseonics investieren will, angesichts des anhaltenden Erfolgs seiner eigenen CGM-Systeme und der begrenzten Akzeptanz des implantierbaren CGM-Systems Eversense, ist unklar.
- Eeg-Olofsson K, Nathanson D, Spelman T, Kyhlstedt M, Seibold A, Levrat-Guillen F, et al. Severe hypoglycaemia is associated with increased risk of adverse cardiovascular complications in adults with type 1 diabetes: risk mitigation using intermittently scanned continuous glucose monitoring. Diabetologia. 2025. Epub 20250424. doi: 10.1007/s00125-025-06438-y. PubMed PMID: 40272529.
- Nathanson D, Eeg-Olofsson K, Spelman T, Bülow E, Kyhlstedt M, Levrat-Guillen F, et al. Intermittently scanned continuous glucose monitoring compared with blood glucose monitoring is associated with lower HbA(1c) and a reduced risk of hospitalisation for diabetes-related complications in adults with type 2 diabetes on insulin therapies. Diabetologia. 2025;68(1):41–51. Epub 20241026. doi: 10.1007/s00125-024-06289-z. PubMed PMID: 39460755; PubMed Central PMCID: PMCPMC11663194.
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