Die Studienfrage dieser Studie lautete: Ist die Nutzung einer automatischen Insulinzufuhr (AID) sicher und wirksam bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die mit Insulin sowie mit oder ohne anderen blutglucosesenkenden Medikamente behandelt werden? Es nahmen 305 erwachsene Patienten an 21 klinischen Zentren in den Vereinigten Staaten teil, die unter sozioökonomischen und ethnischen Aspekten eine recht gemischte Gruppe repräsentierten: Mittleres [SD] Alter 57 [11] Jahre; 175 [57%] weiblich; 72 [24%] Farbige, 66 [22%] Hispanics oder Latinos und 153 [50%] Weiße). Bei Studienbeginn verwendeten 223 (73%) der Patienten mehrfache tägliche Insulininjektionen, 63 (21%) Basalinsulin ohne Bolus, 17 (6%) hatten eine Insulinpumpe, 188 (62%) ein CGM-System, 168 (55%) einen Glucagon-like Peptide-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1RAs) und 134 (44%) einen SGLT-2-Inhibitor.
Die Studie begann mit einer 14-tägigen Standardtherapiephase, gefolgt von einer 13-wöchigen Nutzung des AID-Systems. Der in der Studie verwendete modellprädiktive Steuerungsalgorithmus bei diesem AID-System ist derselbe Algorithmus, der von der FDA für die Verwendung bei Patienten mit Typ-1-Diabetes zugelassen wurde. Bei Verwendung im automatisierten Modus mit einem interoperablen CGM-System (Studien-CGM: Dexcom G6) initiiert der AID-Algorithmus alle 5 Minuten die Zufuhr von Insulin oder pausiert das Insulin auf Grundlage der Glucosewerte. Der Nutzer kann die Zielwerte im Bereich von 110 mg/dL bis 150 mg/dL in 10 mg/dL-Schritten selbst konfigurieren.
Primärer Endpunkt war die Veränderung des HbA1c-Wertes, wobei eine signifikante Absenkung des HbA1c von einem mittleren Ausgangswert (SD) von 8,2% (1,3) bei Studienbeginn auf 7,4% (0,9) nach 13 Wochen beobachtet wurde (mittlerer Unterschied, -0,8 [95% Konfidenzintervall, -1,0 bis -0,7%]; P<0,001 für Nichtunterlegenheit und Überlegenheit). Diese Verbesserung wurde in verschiedenen Untergruppen (Alter, Geschlecht, Ethnie und Krankenversicherung) beobachtet, und zwar mit oder ohne Verwendung von GLP-1RAs oder SGLT-2is und unabhängig von der vor der Studie gewählten Mahlzeiteninsulintherapie. Die Zeit im Glukose-Zielbereich (70-180 mg/dL) stieg von einem Mittelwert (SD) von 45% (25) auf 66% (17) (mittlerer Unterschied, 20 [95% CI, 18 bis 22]; P<0,001).
Bemerkenswert ist, dass sowohl tagsüber als auch nachts eine ähnliche Verbesserung der TIR beobachtet wurde. Dies unterscheidet sich von dem, was vielfach in AID-Studien bei Personen mit Typ-1-Diabetes beobachtet wurde: Nachts, wenn keine Mahlzeiten eingenommen werden, wurde eine größere Verbesserung der TIR beobachtet als tagsüber. Der prozentuale Anteil der Zeit in hypoglykämischen Bereichen (<54 mg/dL und <70 mg/dL) war im Vergleich zur Standardtherapie nicht größer.
Die Studienteilnehmer berichteten eine signifikante, aber eher geringe Absenkung ihres Leidensdruckes bei der Diabetestherapie unter Nutzung des AID-Systems. Eine Befragung der Teilnehmer ergab, dass die meisten Teilnehmer (91%) stark zustimmten oder zustimmten, dass es einfach war, den Bolusrechner zu verwenden, dass sie das AID-System ihrer Familie oder ihren Freunden empfehlen würden (90%), dass das AID-System einfach zu tragen war (82%), dass sie das AID-System nach Abschluss der Studie weiter verwenden würden (78%) und dass sie das Tragen des AID-Systems kaum bemerkten (72%).Das Körpergewicht der Studienteilnehmer stieg im Mittel um 0,8 kg an (P<0,001). Der tägliche Gesamtinsulinbedarf sank von 0,80 (0,46) U/kg/d bei Studienbeginn auf 0,57 (0,29) U/kg/d mit AID (Veränderung, -0,23 U/kg/d [-0,27 bis -0,20 U/kg/d]; P <0,001). Während des Studie meldeten 43 Teilnehmer (14%) nicht schwerwiegende unerwünschte Ereignisse; es gab keine schwerwiegenden unerwünschten Geräteeffekte. Es wurde eine schwere Hypoglykämie beobachtet, wobei diese nicht mit einer Fehlfunktion des AID-Systeme in Verbindung gebracht wurde. Fälle von diabetischer Ketoazidose oder hyperosmolarem hyperglykämischem Syndrom gab es keine.
Obwohl eine GLP-1RA- und/oder eine SGLT-2-Inhibitoren-Therapie bei vielen Menschen mit Typ-2-Diabetes erhebliche Verbesserungen bewirken, erreichten die meisten Teilnehmer, die in dieser Studie stabile Dosen erhielten, bei Studienbeginn nicht die glykämischen Zielwerte. In der Studie wurden bei Anwendern und Nichtanwendern von GLP-1RA- und SGLT-2i-Therapien ähnliche Verbesserungen der glykämischen Ergebnisse mit AID beobachtet, was darauf schließen lässt, dass Erwachsene mit Typ-2-Diabetes, die stabile Dosen von GLP1-RA und SGLT-2i einnehmen und eine Insulintherapie benötigen, von AID profitieren.
Fazit: Für die Vielzahl von Patienten mit Typ-2-Diabetes, die unter anderem mit Insulin behandelt werden (nach Angaben im Manuskript sind dies mehr als 38 Millionen Amerikaner, von denen viele einen HbA1c-Wert oberhalb der empfohlenen Zielwerten aufweisen), gab es bislang nur eine begrenzte Evidenz für die Nutzung von AID in Hinsicht auf Sicherheit und Wirksamkeit. Die nun publizierte Studie zeigt, wie sich die HbA1c-Werte in einer heterogenen Kohorte von erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes bei Nutzung eines AID-Systems verbessern, was darauf hindeutet, dass AID eine vorteilhafte und sichere Option für diese Patientengruppe ist, die Insulin verwenden, trotz des zunehmenden Einsatzes von GLP-1RAs und SGLT-2-Inhibtoren.
Eine Stärke dieser Studie ist die relativ große und recht heterogene Teilnehmergruppe, wobei eigentlich eine Stichprobengröße von 300 Teilnehmern geplant war (343 Personen wurden in die Studie aufgenommen, 305 begannen mit dem AID-System, 289 beendeten die Studie). Die Akzeptanz des hier untersuchten AID-Systems durch die Nutzer war recht hoch, was auch darauf beruhen wird, dass die hierbei verwendete Insulinpumpe eine Patch-Pumpe ist, die recht diskret ist und einfach zu handhaben. Das einarmige Studiendesign wurde gewählt, weil dieses für die Zulassung dieses AID-Systems in den USA ausreichend war und die Anzahl von Patienten maximierte, die dieses System genutzt haben. Die fehlende Kontrollgruppe ist eine klare Schwäche dieser Studie.
- Pasquel FJ, Davis GM, Huffman DM, Peters AL, Parker JC, Laffel LM, et al. Automated Insulin Delivery in Adults With Type 2 Diabetes: Eine nicht-randomisierte klinische Studie. JAMA Network Open. 2025;8(2):e2459348-e. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.59348.
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