Obwohl die Glucose-Sensoren von Lingo und dem Libre 3 CGM-System vom Formfaktor ähnlich aussehen, unterscheiden sich Logo und Branding deutlich. Das Branding kommt besonders minimalistisch daher und enthält nicht den Libre Butterfly, sondern wird in einer marineblauen Verpackung mit dezenter silberner Beschriftung geliefert. Das System wird als Biosensor bezeichnet, was sich von der Vorgehensweise von Dexcom unterscheidet, die legen großen Wert darauf, dass es sich bei Stelo um einen „Glucose-Biosensor“ und nicht um ein CGM-System handelt.
Zielgruppe dieses CGM-Systems sind wohl auch gesunde Menschen, während das kommende Libre Rio von Abbotts für Menschen mit Prädiabetes sowie Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne Insulin gedacht ist.
Die eigentlichen Glucose-Messtechnologie basiert auf der gleichen Plattform wie die der Libre CGM-Systeme von Abbott. Die Sensoren haben eine Tragedauer von 14 Tagen und sind für 30 Minuten wasserdicht bis zu einem Meter Tiefe. Die dazugehörige App liefert wöchentliche Fortschrittsberichte, personalisierte Einblicke, Mahlzeiten- und Bewegungsprotokolle und bietet Aufzeichnungen von Gewohnheiten, um den Aufbau einer Behandlungsroutine zu unterstützen. Die App ist derzeit nur auf iOS für iPhone 11 oder höher verfügbar und kann mit Apple Health integriert werden. Da die Zielgruppe von Lingo keine Insulintherapie verwendet, ist das „Lingo-Erlebnis“ und die App einfach und intuitiv gestaltet. Die Absicht hinter dem Produkt ist ja mehr Einblicke in die Auswirkungen verschiedener täglicher Entscheidungen auf den Glucoseverlauf und ihre allgemeine Gesundheit zu liefern.
Dieses CGM-System wird als eine Art Einsteigerprodukt gesehen, von dem die Nutzer bei Bedarf auf Produkte mit einem größeren Leistungsumfang wechseln können. Es bleibt abzuwarten, ob das Libre Rio-CGM-System, welches ebenfalls rezeptfrei sein wird, aber eben für Patienten mit Typ-2-Diabetes gedacht ist, die keine Insulintherapie durchführen, zusätzliche Funktionen haben wird, die den besonderen Bedürfnissen der Patienten entsprechen.
Auf der Lingo-Website wird im Abschnitt mit dem Titel „Die Wissenschaft“, der Stoffwechsel, die Auswirkungen von hohen Blutglucosekonzentrationen und die Möglichkeiten von Lingo zur Erreichung individueller Ziele erläutert werden. Die Mehrheit der Lingo-Benutzer ist wahrscheinlich nicht mit einer konventionellen Blutglucosemessung vertraut, so dass Abbott vermutlich die Notwendigkeit sieht, die Patienten darüber aufzuklären, wie Lingo ihnen helfen kann. Die Bewältigung dieser Herausforderung wird für Dexcom und Abbott von entscheidender Bedeutung sein, wenn es darum geht, den mit diesen Produkten angepeilten Markt zu erschließen.
Lingo kann auf der Website (hellolingo.com) über 3 Optionen erworben werden:
- 2-Wochen-Plan für 1 Biosensor ($49; keine automatische Erneuerung)
- 4-Wochen-Plan für 2 Biosensoren ($89; keine automatische Verlängerung)
- 12-Wochen-Abonnement für 6 Biosensoren mit 2 Sensoren, die alle 4 Wochen versandt werden ($249; automatische Verlängerung)
Abbott bietet potenziellen Lingo-Nutzern eine zweiwöchige Testoption an, da die Zielgruppe möglicherweise zögert, weil sie wahrscheinlich noch nie zuvor eine Glucose-Messungstechnologie verwendet hat. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob $49 ein angemessener Einstiegspreis ist. Zum Vergleich: Stelo von Dexcom bietet eine Pay-as-you-go-Option an, die $99 für eine Box mit zwei Biosensoren kostet, während das wiederkehrende Abonnement $89 pro Monat kostet.
Fazit: Spannend ist, das Lingo keine kontinuierliche Messung von Keton-Körpern (CKM) ermöglicht, diese früher mehrfach angekündigte Option scheint es aus irgendwelchen Gründen nicht in das Produkt geschafft zu haben, zumindest nicht in die aktuelle Generation. Eine CKM würde für die Nutzer (je nach Therapieform etwas unterschiedlich) eine wichtige Information darstellen und hätte das Produkt z.B. im Vergleich zu Stelo anders positioniert. Dies ist deshalb von Interesse, weil Lingo wohl auch im Health- und Fitness-Markt platziert werden soll.
diatec weekly – Sept 27, 24
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