Die Leitlinien der diabetologischen Fachgesellschaft definieren zwar die Nachsorge für Frauen nach GDM, vermutlich werden die meisten Mütter allerdings nicht angemessen und leitliniengerecht nachbetreut. Ein Grund kann sein, dass ungeklärt ist, wer die Leistungen übernimmt und wie der Ablauf koordiniert werden kann, der sich an den Nahtstellen zwischen geburtshilflicher, diabetologischer, gynäkologischer, pädiatrischer und hausärztliche Versorgung abspielt. Dies resultiert in Unter-, aber auch Über- und Fehlversorgung. Zudem ist wenig darüber bekannt, warum Nachsorgeleistungen in Anspruch genommen werden und warum nicht, auch weil sich der Blutzuckerspiegel in den meisten Fällen nach der Geburt wieder normalisiert und die jungen Mütter mit der Säuglingspflege beschäftigt sind.
Epidemiologische Studien zeigen aber, dass Frauen mit GDM gegenüber nicht betroffenen Frauen ein deutlich erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ-2-Diabetes oder kardiometabolischer Erkrankungen haben. Daher stellte sich die Frage nach einer strukturierten Nachsorge nach der Entbindung. Unklar war jedoch, in welchem Maße betroffene Frauen leitliniengerecht nachbetreut wurden und wie Ablauf und Zusammenspiel zwischen geburtshilflicher, diabetologischer, gynäko logischer, pädiatrischer und hausärztlicher Versorgung funktionierten. Es gab Hinweise darauf, dass Unter-, Über- und Fehlversorgung nebeneinanderstehen.
Ziel des Projektes war die „Nachsorge bei Gestationsdiabetes“ (GestDiNa_basic) bei an GDM erkrankten Frauen in Deutschland abzubilden und umfassend zu analysieren. Dabei handelt es sich um eine nicht-interventionelle, teils zeitpunktbezogene, teils longitudinale, teils prospektive Beobachtungsstudie mit partizipativen Anteilen, die in mehreren Arbeitspaketen auf Basis verschiedener Datenquellen als Mixed Methods-Ansatz erfolgte. Retrospektiv wurden Register- und Sekundärdaten auswertet. Prospektiv wurden postalische Befragungen mit Leistungserbringenden und Frauen mit GDM durchgeführt. Darüber hinaus wurden qualitative leitfadenunterstütze Interviews mit Leistungserbringenden und Patientinnen geführt und die Transkripte anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Faktoren beider Zielpopulationen, welche Einfluss auf die relevanten Fragestellungen haben, wurden quantitativ wie auch qualitativ untersucht. Anschließend wurden die identifizierten Sichtweisen, Faktoren, Ressourcen und Barrieren der in die Nachsorge involvierten Leistungserbringenden wie auch der Patientinnen in die Bausteine eines zukünftigen Versorgungsmodells integriert.
Spannend sind die Ergebnisse: Die GDM-Prävalenz liegt bei rund 16%, und damit deutlich über den auf Schätzungen basierenden Mutterpass-Daten. Nur etwa zwei von fünf Frauen nehmen an der Nachsorge nach GDM teil. Rund 4% der Frauen mit GDM (gegenüber 0,3% der Frauen ohne GDM) entwickelten innerhalb von zwei Jahren nach der Geburt einen Typ-2 Diabetes.
Register- und Sekundärdatenanalysen ermöglichten die Identifizierung von mit der Teilnahme an der Nachsorge, aber auch mit der Entwicklung einer folgenden Glukosestörung assoziierten Faktoren. Primärdatenerhebungen ermöglichten es näher die Hintergründe (Anreize und Barrieren für die Teilnahme an bzw. Durchführung der Nachsorge/Blutzuckermessung nach Entbindung) zu beleuchten. Aus allen Erkenntnissen konnten Bausteine für ein Patientinnen-zentriertes Versorgungsmodell abgeleitet werden.
Fazit: GestDiNa_basic ist die erste Studie für Deutschland, die umfassende Daten über die Nach-sorge von Frauen mit GDM in Deutschland bereitstellt. Das Ergebnis zeigt, wie wenig die Herausforderungen von Frauen berücksichtigt werden. Die große Stärke dieser Studie besteht darin, dass sie mittels des Mixed-Methods-Ansatzes ein breites Spektrum an qualitativen und quantitativen Methoden und Datenquellen abdeckt, und so Analysen auf Seiten der Patientinnen und den Leistungserbringern ermöglichte. Ein Versorgungsmodell zur Nachsorge bei Patientinnen mit GDM und dessen Bausteine sollen in nachfolgenden Projekten evaluiert werden mit dem Ziel, dieses gegebenenfalls in die Regelversorgung zu überführen (GestDiNa advanced).
Die Konsortialpartner des GestDiNa_basic-Projekts waren: Deutsche Diabetes-Forschungsgesellschaft e. V., Universität zu Köln, winDiab gGmbH, Hochschule für Gesundheit Bochum, AOK Rheinland/Hamburg, DAK Gesundheit, IKK classic, BARMER, pronova BKK.
Hier noch der Ergebnisbericht:
diatec weekly – Sept 13, 24
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