Es ist nicht unumstritten, dass CGM zunehmend bei der Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes eingesetzt wird, vor allem wegen der damit verbundenen Kosten bei gleichzeitig nicht klaren Vorteilen für die Glucosekontrolle, denn hier ist die Situation anders als bei Typ-1-Diabetes, wo die Evidenzlage weitgehend klar ist.
Ziel eines aktuell in Diabetologia publizierten systematischen Reviews und Meta-Analyse einer holländische Arbeitsgruppe war deshalb ein umfassender Überblick über die Auswirkungen von CGM auf die Glucosekontrolle bei erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes zu geben [1]. Dazu wurden die einschlägigen Datenbanken (Embase, MEDLINE, Web of Science, Scopus und ClinicalTrials.gov) von Beginn an bis zum 2. Mai 2023 durchsucht. Eingeschlossen wurden randomisierte klinische Studien (RCTs), die Echtzeit-CGM (rtCGM) oder intermittierendes CGM (isCGM) im Vergleich zur Blutglucoseselbstmessung (SMBG) bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes untersucht haben.
Studien mit einer Interventionsdauer von weniger als 6 Wochen oder Studien, die professionelle CGM, eine Kombination aus CGM und zusätzlichen glukosesenkenden Behandlungsstrategien oder GlucoWatch untersuchten, wurden nicht berücksichtigt. Ausgewertet wurden die Veränderungen im HbA1c-Wert und bei den CGM-Kennzahlen Zeit im Zielbereich (TiR), Zeit unter diesem Bereich (TbR) und Zeit über diesem Bereich (TAR), außerdem die glykämische Variabilität (CV)). Die Daten aus den Publikationen wurden zu einer Meta-Analyse zusammengefasst. Gezielt analysiert wurden die Auswirkungen von CGM auf schwere Hypoglykämien sowie mikro- und makrovaskuläre Komplikationen.
Bei der Literatursuche wurden 12 RCTs mit 1.248 Teilnehmern gefunden, von denen bei acht Studien rtCGM-Systeme und bei vier ein isCGM-System verwendet wurden. Im Vergleich zu SMBG führte die Verwendung von CGM (rtCGM oder isCGM) zu einer mittleren Differenz (MD) beim HbA1c von -3,43 mmol/mol (-0,31%; 95% CI -4,75, -2,11, p<0,00001). Dieser moderate Effekt war vergleichbar mit Studien mit Patienten, die Insulin mit oder ohne orale antidiabetische Wirkstoffe verwendeten (-3,27 mmol/mol [-0,30%]; 95% CI -6,22, -0,31, p=0,03), und Personen, die nur orale Wirkstoffe verwendeten (-3,22 mmol/mol [-0,29%]; 95% CI -5,39, -1,05, p=0,004).
Die Verwendung von rtCGM-Systemen zeigte einen Trend zu einer größeren Wirkung (-3,95 mmol/mol [-0,36%]; 95% CI -5,46 bis -2,44, p<0,00001) als die Verwendung von isCGM (-1,79 mmol/mol [-0,16%]; 95% CI -5,28, 1,69, p=0,31). Die Nutzung von CGM war auch verbunden mit einem Anstieg der TiR (+6,36%; 95% CI +2,48, +10,24, p=0,001) und einem Rückgang der TbR (-0,66%; 95% CI -1,21, -0. 12, p=0,02), TaR (-5,86%; 95% CI -10,88, -0,84, p=0,02) sowie der glykämischen Variabilität (-1,47%; 95% CI -2,94, -0,01, p=0,05).
Drei Studien berichteten über ein oder mehrere Ereignisse mit schweren Hypoglykämien und makrovaskulären Komplikationen. Im Vergleich zur SMBG führte die Nutzung von CGM zu einem nicht statistisch signifikanten Unterschied in der Häufigkeit schwerer Hypoglykämien (RR 0,66, 95% CI 0,15, 3,00, p=0,57) und makrovaskulärer Komplikationen (RR 1,54, 95% CI 0,42, 5,72, p=0,52). In keiner Studie wurden Daten zu mikrovaskulären Komplikationen erhoben.
Die Verwendung von CGM im Vergleich zu SMBG ist bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes mit einer besseren Blutzuckerkontrolle verbunden. Allerdings handelte es sich bei allen um Open-Label-Studien. Darüber hinaus gab es nur wenige Ergebnisdaten zu schweren Hypoglykämien und mikro- und makrovaskulären Komplikationen.
Quasi zeitgleich wurde in Diabetes Care die Metaanalyse zur gleichen Fragestellung einer englischen Arbeitsgruppe publiziert [2]. Auch hierbei wurde der Nutzen von rtCGM und isCGM im Vergleich zur SMBG bei dieser Patientengruppe untersucht. Nicht wirklich überraschend ist (die Anzahl von auswertbaren Studien unterscheidet sich ja nicht wesentlich, wobei hier mehr Studien berücksichtigt wurden) dass die Nutzung von CGM den HbA1c-Wert senkt, ohne dass es zu mehr Hypoglykämien kommt. Bei Nutzung von isCGM verbesserte sich die Patientenzufriedenheit, aber rtCGM wie isCGM wiesen ein höheres Risiko für unerwünschte Ereignisse auf.
Fazit: Die deutlich positive Aussage dieser Meta-Analysen in Hinsicht auf einen Vorteil bei der Glucosekontrolle (= HbA1c und andere Parameter) bei der Nutzung von CGM ist wichtig im Zusammenhang mit der oben angesprochenen Diskussion. Dabei scheint die Art der antidiabetischen Therapie keinen Einfluss auf die positive Wirkung von CGM zu haben. Auch andere Einflussfaktoren, wie Lebensalter oder Ausgangswerte beim HbA1c haben keinen Einfluss. Eklatant ist das Fehlen von Daten in Hinsicht auf schweren Hypoglykämien und die Häufigkeit von mikro- und makrovaskulären Komplikationen. Hierzu fehlen Studien bzw. gibt es nur wenige Hinweise hierzu. Es fehlen auch Studien mit Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne Insulintherapie.
- Jancev M, Vissers T, Visseren FLJ, van Bon AC, Serne EH, DeVries JH, et al. Continuous glucose monitoring in adults with type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. Diabetologia. 2024. Epub 20240216. doi: 10.1007/s00125-024-06107-6. PubMed PMID: 38363342.
- Seidu S, Kunutsor SK, Ajjan RA, Choudhary P. Efficacy and Safety of Continuous Glucose Monitoring and Intermittently Scanned Continuous Glucose Monitoring in Patients With Type 2 Diabetes: A Systematic Review and Meta-analysis of Interventional Evidence. Diabetes Care. 2024;47(1):169-79. doi: 10.2337/dc23-1520. PubMed PMID: 38117991.
diatec weekly – März 1, 24
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