Stelo, ein CGM-System, das eigens für Patienten mit Diabetes ohne Insulintherapie entwickelt wurde, soll über eine Software verfügen, die zwar auf der Dexcom G7-Plattform aufbaut, aber Daten über 15 Tage (statt 10 Tage) aufzeichnet. Auch enthält das CGM-System viele der auf Insulinanwender ausgerichteten Warnhinweise und Alarme nicht und benötigt eine kürzere Aufwärmzeit. Die mit diesem Produkt angepeilte Nutzergruppe von Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne Insulin macht in den USA immerhin ca. 70% der Menschen mit Diabetes aus. Stelo wird in den USA zunächst auf einer Cash-Pay-Basis starten, während das Unternehmen daran arbeitet, eine Kostenerstattung durch die Krankenversicherungen zu erreichen. Dexcom betonte seine Zuversicht, dass Stelo ein wichtiger Bestandteil des Dexcom-Angebots werden wird und plant, innerhalb der ersten 12 Monate zahlreiche Versionen von Stelo auf den Markt zu bringen.
Stelo hat das Potenzial, ein wichtiger Katalysator für Dexcom zu sein, da das Unternehmen damit besser den Markt von Patienten mit Typ-2-Diabetes abdecken kann. Durch das Angebot, eine maßgeschneiderte Software-Erfahrung mit Stelo anzubieten sollte Dexcom in der Lage sein, die Funktionalität einzuschränken und die Patienten mit Typ-1-Diabetes und diejenigen mit Typ-2-Diabetes mit einer Insulintherapie auf seinen höherpreisigen Produkten der G-Serie zu halten. Dexcom baut zurzeit aktiv seinen Vertrieb für die Primärversorgung in den USA aus und konnte im Jahr 2023 über 40.000 neu verschreibende Ärzte, größtenteils Hausärzte aus dem Bereich Primary Care für die Verordnungen von CGM-Systemen und Sensoren gewinnen. Die Investition in den Außendienst ist also sinnvoll, um die Akzeptanz in dem angepeilten Patientensegment zu steigern, denn diese Ärzte sehen viele Patienten mit Diabetes.
Es wird auch interessant sein zu sehen, zu welchem Preis Dexcom Stelo anbietet. Einerseits muss es zu einem Preis auf den Markt kommen, der als Massenprodukt vertretbar ist, andererseits möchte Dexcom den Wert seiner Produkte beibehalten. Ohne weitere Details zu nennen, gab Dexcom bekannt, dass die Konnektivität des G7-CGM-Systems mit den Produkten weiterer Partner erreicht werden soll. Die Konnektivität ist eindeutig ein wichtiger Aspekt der CGM-Integration, der für eine insgesamt verbesserte Patientenerfahrung sorgt. Aktuell kann das G7 mit dem t:slim X2 von Tandem und dem iLet-AID-System von Beta Bionics kommunizieren. Auch soll auch die Anbindung an die Apple Watch-App erreicht werden, im Jahr 2023 verwendete jeder dritte Amerikaner ein Wearable, z.B. eine Smartwatch. Während die Konkurrenten von Dexcom in Bezug auf die direkte Integration in eine solche Uhr deutlich aufholen werden, könnte dies in naher Zukunft ein Differenzierungsmerkmal sein, welches einen zusätzlichen Vorteil bietet.
Das schon in einigen Ländern (auch in Europa, z.B. in Frankreich) auf dem Markt befindliche Dexcom ONE-CGM-System soll in weitere Regionen eingeführt werden und in Zukunft der Form des G7 entsprechen, dann wohl unter dem Namen „One+“. Dexcom versucht aktuell, eine Kostenerstattung dafür zu erhalten, die es in Frankreich bereits für alle Menschen mit einer intensiven Insulintherapie gibt.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Dexcom‘s Anpassungsfähigkeit bei der Bewältigung unerwarteter Herausforderungen beeindruckend ist, vor allem, wenn es um Anpassungen bei der Software geht. Das ist insbesondere für den niedergelassenen Bereich wichtig, denn hier hat niemand Zeit, eine Software einzurichten, bei der man hin- und her mailt, bis am Ende der Zugang steht. Bei G7 startet man mit einer Textnachricht und hat unmittelbar einen Zugang.
Fazit: Ein CGM-System für nicht insulinpflichtige Patienten darf durchaus eine geringere Genauigkeit aufweisen als ein Produkt für Patienten mit einem insulinpflichtigen Typ-2 oder Typ-1 Diabetes. Mit einem solchen Produkt adressiert Dexcom einen Markt, in dem noch erhebliches Wachstumspotential besteht.
Der Preis, zu dem Dexcom dieses Produkt anbieten wird, auch um wettbewerbsfähig mit der Preisgestaltung von Abbott zu sein, wird die spannende Frage sein. Das G7-CGM-System ist für die Herstellung in großen Stückzahlen niedrige Herstellungskosten konzipiert, was ausreichende Margen auch bei einem niedrigeren Verkaufspreis ermöglichen sollte. Außerdem soll wohl die Tragedauer aller CGM-Systeme verlängert werden, was eine gute Nachricht für alle Diabetespatienten sein dürfte.
diatec weekly – Feb 16, 24
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