Grunberger fokussierte in seinem Vortrag auf eine kürzlich veröffentlichte Studie, die zeigt, dass von CGM abgeleitete Kennzahlen zusätzlich zum HbA1c Informationen zur Bewertung des Komplikationsrisikos liefern [1]. Bei den 52 Studienteilnehmern zeigten diejenigen mit einem höheren, durch CGM ermittelten Hämoglobin-Glykierungsindex, der der Differenz zwischen HbA1c und GMI entspricht, ein erhöhtes Risiko für chronische Nierenschäden und eine diabetische Neuropathie.
Nach Präsentation mehrerer anderer Studien zum Zusammenhang zwischen CGM-Kennzahlen und Komplikationen war eine der Schlussfolgerungen von Grunberger, dass nur eine kleine Teilmenge der Studien die Standards erfüllt, die für eine Aufnahme in systemische Reviews erforderlich sind. In zwei solcher Reviews wurde trotzdem eine starke Assoziation zwischen CGM-Kennzahlen und Diabeteskomplikationen festgestellt [2, 3]. Bei diesen wurde eine ganze Reihe von Studien (11 Studien mit Daten von 13.987 Nutzern sowie 34 Studien mit Daten von 20.852 Nutzern) ausgewertet. Im ersten Review wurde festgestellt, dass eine höhere TiR bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit weniger mikrovaskulären Diabeteskomplikationen (insbesondere Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie) verbunden ist. Die Auswertung der Daten, die in einem zweiten Review gezeigt wird, zeigt, dass eine geringere glykämische Variabilität mit einer geringer ausgeprägten peripheren Neuropathie einhergeht und dass eine höhere TiR mit weniger Albuminurie, Retinopathie, abnormaler Karotis-Intima-Media-Dicke, CVD-Mortalität und Gesamtmortalität verbunden ist.
Der Zusammenhang zwischen TiR oder der glykämischen Variabilität und verschiedenen Diabeteskomplikationen wurde auch in der RESCUE-Studie (mit n=515 Studienteilnehmern) untersucht [4]. Eine höhere TiR war bei Menschen mit Typ-1-Diabetes mit weniger mikrovaskulären Diabeteskomplikationen, insbesondere Retinopathie, verbunden sowie mit weniger Krankenhausaufenthalten wegen Hypoglykämie oder Ketoazidosen. Bei der IMPACT-Studie führte die Nutzung von CGM bei Menschen mit einem Alter ≥60 Jahre mit Typ-1-Diabetes zu einer signifikanten Verringerung von Hypoglykämien, nächtlichen Hypoglykämien und schweren Hypoglykämien [5].
Eine interessante Analyse, die vermutlich auch in Deutschland machbare wäre: Häufigkeit von Diabeteskomplikationen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes vor und nach der Kostenerstattung für CGM, Hier zeigte sich, dass die zunehmende Nutzung von CGM in Australien, wo die Kosten hierfür übernommen werden, landesweit zu einer verbesserten Glucosekontrolle bei Kindern mit Typ-1-Diabetes führte. In ähnlicher Weise zeigte die RELIEF-Studie in Frankreich einen signifikanten Rückgang von akuten Diabeteskomplikationen sowohl bei Menschen mit Typ-1- als auch bei denen mit Typ-2-Diabetes, nachdem dort die Kostenerstattung für iscCGM begonnen wurde. In einer aktuell in Diabetes Care publizierten Studie führe die Nutzung von CGM bei Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes zu niedrigeren HbA1c-Werten und einer geringeren Zahl von Krankenhausaufenthalten [6].
Fazit: Der Redner schloss mit der Forderung nach besser konzipierten, prospektiven Studien, um den Zusammenhang zwischen CGM-Kennzahlen und mikro- und makrovaskulären Komplikationen weiter zu untersuchen. Also, es gibt eine gute Evidenz hierfür, auch wenn es immer noch „room for improvement“ gibt.
- Ibarra-Salce R, Pozos-Varela FJ, Martinez-Zavala N, Lam-Chung CE, Mena-Ureta TS, Janka-Zires M, et al. Correlation Between Hemoglobin Glycation Index Measured by Continuous Glucose Monitoring With Complications in Type 1 Diabetes. Endocr Pract. 2023;29(3):162-7. Epub 20230107. doi: 10.1016/j.eprac.2023.01.001. PubMed PMID: 36627022.
- Raj R, Mishra R, Jha N, Joshi V, Correa R, Kern PA. Time in range, as measured by continuous glucose monitor, as a predictor of microvascular complications in type 2 diabetes: a systematic review. BMJ Open Diabetes Res Care. 2022;10(1). doi: 10.1136/bmjdrc-2021-002573. PubMed PMID: 34980591; PubMed Central PMCID: PMCPMC8724710.
- Yapanis M, James S, Craig ME, O’Neal D, Ekinci EI. Complications of Diabetes and Metrics of Glycemic Management Derived From Continuous Glucose Monitoring. J Clin Endocrinol Metab. 2022;107(6):e2221-e36. doi: 10.1210/clinem/dgac034. PubMed PMID: 35094087; PubMed Central PMCID: PMCPMC9113815.
- Charleer S, De Block C, Nobels F, Radermecker RP, Lowyck I, Mullens A, et al. Sustained Impact of Real-time Continuous Glucose Monitoring in Adults With Type 1 Diabetes on Insulin Pump Therapy: Results After the 24-Month RESCUE Study. Diabetes Care. 2020;43(12):3016-23. Epub 20201016. doi: 10.2337/dc20-1531. PubMed PMID: 33067260.
- Pratley RE, Kanapka LG, Rickels MR, Ahmann A, Aleppo G, Beck R, et al. Effect of Continuous Glucose Monitoring on Hypoglycemia in Older Adults With Type 1 Diabetes: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2020;323(23):2397-406. doi: 10.1001/jama.2020.6928. PubMed PMID: 32543682; PubMed Central PMCID: PMCPMC7298607.
- Reaven PD, Newell M, Rivas S, Zhou X, Norman GJ, Zhou JJ. Initiation of Continuous Glucose Monitoring Is Linked to Improved Glycemic Control and Fewer Clinical Events in Type 1 and Type 2 Diabetes in the Veterans Health Administration. Diabetes Care. 2023;46(4):854-63. doi: 10.2337/dc22-2189. PubMed PMID: 36807492; PubMed Central PMCID: PMCPMC10260873.
diatec weekly – Oktober 6, 23
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