Die ISTERP-3-Studie, die in Italien durchgeführt wurde, hat über 52 Wochen Patienten mit Typ-2-Diabetes (T2DM) und Lipohypertrophien beobachtet mit dem Ziel, Unterschiede im Auftreten von hypoglykämischen Ereignissen (HYPOs) und den damit verbundenen Gesundheitskosten zu ermitteln. Bei den insgesamt 713 mit Insulin behandelten Patienten wurden die Lipohypertrophie-Raten und Injektionsgewohnheiten zwischen einer intensiv geschulten Interventionsgruppe und einer Kontrollgruppe, die zu Beginn eine einzige Schulungssitzung erhielt, ermittelt.
Die Studienteilnehmer wurden darin geschult, sowohl eine Blutglucose-Selbstkontrolle (SMBG) durchzuführen als auch alle HYPOs so aufzuzeichnen, so dass Angaben zu den Ausgangswerten möglich waren. Anschließend wurden sie nach dem Zufallsprinzip entweder in die Interventionsgruppe oder eine Kontrollgruppe randomisiert. Die 395 mit Insulin behandelten Probanden in der Interventionsgruppe erhielten wiederholt eine strukturierte multimodale Schulung über korrekte Injektionstechniken als langfristige verhaltensbezogene Rehabilitationsstrategie. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe (318 Probanden) erhielten dieselbe strukturierte, multimodale Schulungssitzung, jedoch nur einmal zu Beginn der Studie.
Die Verbesserungen in der Lipohypertrophie-Rate und -Größe waren bei den Teilnehmern in der Interventionsgruppe groß, während sie bei denjenigen in der Kontrollgruppe nur geringfügig und vorübergehend waren. Ein auffälliger Unterschied zwischen beiden Gruppen zeigte sich auch bei der Verringerungsrate der HYPOs. Die geschätzten Kosten für die medizinischen Maßnahmen bei schweren und symptomatischen HYPOs, die sich zu Beginn der Studie in beiden Gruppen auf 70.000 € bzw. 9.300 € beliefen, verringerten sich am Ende der Nachbeobachtung bei den Teilnehmern in der Interventionsgruppe um das 5,9-fache bzw. 13,7-fache, in der Kontrollgruppe jedoch nur um etwa die Hälfte.
Der Effekt der nur einmaligen Schulung zur korrekten Injektionstechnik in der Kontrollgruppe auf die Lipohypertrophien war nicht signifikant, was als Beweis dafür betrachtet wird, dass eine einzige Schulung zur Injektionstechnik, wie sie in der täglichen klinischen Praxis weltweit üblich ist, praktisch wertlos ist und die extrem hohe Prävalenz von Lipohypertrophien bei mit Insulin behandelten Patienten erklärt. Umgekehrt wurden in der Interventionsgruppe ausgesprochen positive Auswirkungen auf die Lipohypertrophie-Prävalenz und -Größe sowie auf die Kosten erzielt, die von einer verringerten HYPO-Rate erwartet werden.
Fazit: Damit liefert diese unserer Kenntnis nach erste randomisierte 18-Monats-Studie zu einem solchen und für die praktische Insulintherapie sehr wichtigen Aspekt klare Hinweise dazu, was getan werden sollte. Durch eine adäquate und wiederholte Schulung, die an die jeweiligen, realen Gegebenheiten angepasst werden muss, kann die Prävalenz von Lipohypertrophien und die mit den klinischen Folgen verbundenen Kosten drastisch gesenkt werden. Dazu ist es aber notwendig, dass akademische Einrichtungen, Fachgesellschaften und Patientenverbände zusammenarbeiten.
Mögliche Einsparungen sollten den notwendigen Aufwand für die Schulungen gegenfinanzieren. Diese Studie wurde ohne Finanzierung durch einen Hersteller entsprechender Produkte finanziert. Der Erstautor dieser Publikation (Sandro Gentile aus Neapel) hat schon verschiedentlich zu dem Lipohypertrophien publiziert, vielleicht sollte ihn die DDG mal zu einem Vortrag zu diesem Thema zu ihrer Jahrestagung einladen?
- 1. Gentile S, Guarino G, Della Corte T, Marino G, Satta E, Pasquarella M, et al. The Economic Burden of Insulin Injection-Induced Lipohypertophy. Role of Education: The ISTERP-3 Study. Adv Ther. 2022;39(5):2192-207.
DiaTec weekly – November 25, 22
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