Im Lancet wurden kürzlich im Format eines Preprints die Ergebnisse einer registerbasierten Studie mit erwachsenen Patienten mit Typ-1-Diabetes (T1D) vorgestellt: Patienten mit einer Insulinpumpentherapie (CSII) wurden verglichen mit Patienten, die für die Insulintherapie Pens (MDI) verwendeten. Auch wenn diese Daten auf den ersten Blick nicht sonderlich spannend erscheinen, so gibt es eben auch nur wenige Studien zur CSII, die den Grad der Übereinstimmung zwischen den Erfahrungen in der Praxis und den Ergebnissen randomisierter klinischer Studien untersucht haben.
In dieser Studie wurden Längsschnittdaten aus nationalen Patientenregistern in Dänemark evaluiert, die es ermöglichen, eine hohe interne und externe Validität aufrechtzuerhalten und gleichzeitig zu untersuchen, ob sich die in randomisierten klinischen Studien beobachteten Vorteile von CSII in reale Effekte umsetzen lassen, und zwar sowohl im Allgemeinen als auch bei Untergruppen in Bezug auf demografische, sozioökonomische und gesundheitliche Merkmale.
Für die Auswertung wurden die Daten von 24.623 Patienten mit T1D zwischen 2010 und 2020 genutzt, mit einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 9,9 Jahren. Anders ausgedrückt, diese Auswertung umfasst alle dänischen Erwachsenen mit T1D während des Studienzeitraums. Von den insgesamt 243.601 Beobachtungsjahren entfielen 16% auf eine CSII.
Die CSII senkte den HbA1c-Wert um 0,33% (oder 3,6 mmol/mol Hb) im Vergleich zur MDI. Der größte Teil der HbA1c-Absenkung trat im ersten Jahr der Nutzung von CSII auf, wobei dieser positive Effekt über den Beobachtungszeitraum von 10 Jahren anhielt und nur minimale zusätzliche Veränderungen bei den HbA1c-Werten auftraten. Krankenhausaufenthalte wegen einer diabetischen Ketoazidose waren bei Patienten, die CSII verwendeten, im Mittel 1,8% häufiger, was 0,52 zusätzlichen Ereignissen pro 1.000 Personenjahren im Vergleich zu Nutzern von MDI entspricht. Die Rate der Krankenhauseinweisungen war bei denjenigen am höchsten, die bei Studienbeginn die höchsten HbA1c-Werte aufwiesen, und denjenigen mit niedriger Schulbildung. Die Nutzung der CSII führte im Vergleich zur MDI zu keinen Unterschieden beim Auftreten von schweren Hypoglykämien. Die meisten dieser Ereignisse traten während der ersten drei Jahre der CSII-Nutzung auf. Der Nutzen der CSII war am größten bei Frauen, bei älteren Patienten und bei Patienten mit höheren Ausgangs-HbA1c-Werten, mehr Diabeteskomplikationen oder die ein CGM-System verwenden. Im Durchschnitt wechselten 2% der MDI-Nutzer pro Jahr zur CSII.
Fazit: Registerstudien wie diese reflektieren zwar die Realität des Behandlungsalltages, weisen aber auch gewisse Schwächen auf. So fehlen dabei wichtige Labordaten aufgrund der Meldepraktiken, die während des Studienzeitraums in Kraft waren. Die Studie enthielt keine Daten über DKA-Episoden oder Hypoglykämien, die nicht schwer genug waren, um eine Krankenhauseinweisung zu rechtfertigen. Nichtsdestoweniger lässt diese Untersuchung durchaus die Interpretation zu, dass in einer realen Umgebung eine Pumpentherapie den HbA1c -Wert und die Variabilität signifikant reduziert, erhöhte jedoch geringfügig das Risiko für diabetische Ketoazidosen im Vergleich zu MDI.
(Madsen, Kristoffer Panduro and Rose Olsen, Kim and Rytter, Karen and Willaing, Ingrid and Pedersen-Bjergaard, Ulrik and Schmidt, Signe and Nørgaard, Kirsten and Kjær, Trine, Effects of Initiating Insulin Pump Therapy in the Real World: A Quasi-Experimental, Register-Based Study of Adults with Type 1 Diabetes. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=4109071 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.4109071)
DiaTec weekly – September 30, 22
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