In diesem Meeting ging es weniger um die Evaluierung der Eigenschaften der CGM-Systeme – CGM wird nicht als Interventionsinstrument eingesetzt – sondern vielmehr als Messinstrument zur Evaluierung der Wirkung von neuen Antidiabetika und Insulinen und im Speziellen um die Erfassung der Wirkung von therapeutischen, verhaltenstherapeutischen oder chirurgischen Interventionen auf beispielsweise die Häufigkeit von Hypoglykämien oder die Zeit im Zielbereich. Nun soll zeitnah ein Konsensbericht publiziert werden, der Empfehlungen zu einem standardisierten Einsatz von CGM in Studien enthalten soll. Diese sollen breit anwendbar sein, d.h. unabhängig von
- Der Art der Studie,
- der untersuchten Population,
- der Intervention und
- dem Untersucher.
Die Hoffnung dabei ist, dass diese Empfehlungen sowohl von der FDA bei der Bewertung von Studien akzeptiert werden, die entsprechend durchgeführt werden, als auch von denjenigen, die solche Studien planen und durchführen. Dafür gilt es die Prioritäten und Ansichten von praktizierenden Klinikern, Forschern, Statistikern, Menschen mit Diabetes, Regulierungsbehörden und Herstellern in Einklang zu bringen. Dieses klingt einfacher als es in Wirklichkeit ist, denn wie so häufig steckt der Teufel auch hierbei im Detail. Bisher wird bei klinischen Studien von den Zulassungsbehörden eine gewisse Verbesserung im HbA1c als relevanter Endpunkt betrachtet, nicht jedoch die Time-in-Range, was sich vermutlich in Zukunft ändern wird. Dabei gilt es sehr wohl, gewisse Schwächen auch dieses Parameters und dazu, wie er ermittelt wird, zu sehen.
Diskutiert wurde ferner der potenzielle Nutzen bzw. Schaden der Erstellung separater Empfehlungen für Studien, die zur Unterstützung von Zulassungsanträgen konzipiert sind. Dazu zählen Studien, die zur Veröffentlichung in Fachzeitschriften bestimmt sind, oder Studien, an denen Patienten mit Typ-1-Diabetes bzw. Typ-2-Diabetes teilnehmen oder Studien mit unterschiedlichen Studiendesigns und interventionellen Behandlungen sowie für Studien mit pädiatrischen bzw. erwachsenen Patientengruppen. Die Konsensgruppe kam überein, dass die Empfehlungen allgemein anwendbar bleiben sollten, dass aber Ergänzungen zu diesen Empfehlungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen oder Studientypen in den Text des Konsensberichts aufgenommen werden sollten. Darüber hinaus entschied sich die Konsensgruppe gegen die Erstellung von Empfehlungen, die vom Studiendesign abhängig sind, und für eine Reihe von Empfehlungen, die die Prüfer an das Design ihrer spezifischen Studie anpassen können. In ähnlicher Weise entschied sich die Konsensgruppe gegen die Ausarbeitung separater Empfehlungen für Studien mit Studienpopulationen von Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes.
Viele Adressaten des Konsensberichts werden im Gegensatz zu der Gruppe, die diesen erstellt hat, keine Experten für den Einsatz der CGM-Technologie sein. Daher sollten unbedingt Empfehlungen für bewährte Praktiken beim Einsatz der CGM-Technologie und der Dateninterpretation in den Konsensbericht aufgenommen werden, das gilt auch für Fragen zur Art der verwendeten CGM-Systeme, der Datenerhebung und der Datenanalyse. Ferner wurden Fragen wie die Notwendigkeit der Gerätekonsistenz innerhalb einer Studie und wie es um die Einbeziehung von Probanden steht, die bereits ein persönliches CGM zu Studienbeginn verwenden. Die erforderliche Datenmenge war ebenfalls ein heißes Thema, wobei es primär um eine Mindestdauer der CGM-Nutzung, das Intervall der CGM-Nutzung und die Menge der erfassten CGM-Daten ging. Bei der Datenanalyse ist die Frage, wie mit limitierten CGM-Daten umgegangen werden soll. Der Hauptdiskussionspunkt war allerdings, was als eine klinisch bedeutsame Verbesserung von CGM-Parametern in klinischen Studien betrachtet werden soll. Basierend auf dem Konsensmeeting von 2019 für den Zielbereich wurde eine 5%ige Steigerung propagiert. Da die dort gemachten Vorschläge allerdings für Einzelpersonen gelten und nicht für Ergebnisse auf Studienebene, sollte ein anderer Zielwert festgelegt werden. Vermutlich liegt der Schwellenwert für die klinische Signifikanz auf Studienebene niedriger als 5%, es sind wohl noch weitere Nachweise erforderlich, um dieses Ziel festzulegen. Dies ist besonders wichtig, da ein solcher Schwellenwert sowohl für die Unterlegenheit bzw. Nichtunterlegenheit bzw. Überlegenheit einer Interventions- gegenüber einer Kontrollgruppe wichtig ist.
Fazit: Insgesamt ist es faszinierend zu sehen, wie komplex dieses Thema ist und wir können gespannt darauf sein, wie die verschiedenen Herausforderungen im Konsensbericht behandelt werden. Nur wenn dies überzeugend gelingt, wird es zu einem weit verbreiteten Einsatz von CGM in klinischen Studien kommen und nicht nur in den Abschnitten zu Sicherheitsaspekten.
diatec weekly – Juli 01, 22
Artikel teilen & drucken
Dieser Artikel erscheint als Teil des wöchentlichen Letters zu hochaktuellen Entwicklungen im Bereich Diabetes Technologie. Nutzen Sie das untenstehende Formular um sich für den DiaTec weekly Newsletter anzumelden!
Mit freundlichen Grüßen