Damit das Symposium nicht zu einer reinen Präsentation der Herstellerfirmen und Entwickler von solchen „Gadgets“ wurde, gab zu Beginn die britische Klinikerin Emma Wilmot eine sehr gute Einführung in das Thema und zeigte dabei den Bedarf für diese innovative Art von Pens. Im Anschluss präsentierten Vertreter der Firmen Medtronic, Sanofi, und Lilly ihre jeweiligen Produkte und den Abschluss des Symposiums bildete eine Präsentation des schwedischen Pädiaters Peter Adolfsson, der zur Evidenzlage bei Smart-Pens und den bisherigen Erfahrungen des klinischen Einsatzes dieser neuen Produkte referierte. Noch ist die Evidenzlage eher dünn, es laufen aber wohl eine Reihe von Studien, die diese Problematik hoffentlich bald ändern werden.
Wenn man sich aber anschaut, wieviel Mehr an Informationen Smart-Pens bieten, z.B. Angaben zum Zeitpunkt der Insulinapplikation, der Dosis, der Insulinsorte, zur Temperatur der Lagerung, verbleibende Insulinmenge etc., dann erscheint die Zukunft solcher wiederverwendbarer Pens keine Frage zu sein (s. trotzdem das Fazit). Es gibt eine Reihe von Firmen, die an der Entwicklung solcher Pens arbeiten oder bereits welche auf dem Markt gebracht haben. Im Endeffekt gibt es Smart-Pens, die von der technischen Seite her betrachtet ein Spektrum von eher einfach bis zu ziemlich komplex abdecken. Die Bandbreite reicht von eigenständigen Pens, die für einen dauerhaften Einsatz gedacht sind, bis zu Kappen, die auf (Einmal-)Pens aufgesetzt werden und es wird vermutlich separate Smart-Pens für die Applikation von Basal- und Bolus-Insulin geben.
Eine interessante Diskussion entspann sich während des Symposiums um die Frage, wie Pens dieser Art eigentlich richtig heißen sollen: Sind es „Connected Pens“, wie sie die erste Rednerin nannte, die irgendwie mit irgendwas, z.B. einer Cloud verbunden sind? Oder sind es „Smart-Pens“, die irgendeine wie auch immer geartete Intelligenz implementiert haben? Oder sind es gar „Smart Connected Pens“, wie sie in anderen Vorträgen genannt wurden? Es gab sogar die Idee einer Abstimmung der Teilnehmer im Symposium dazu, welchen Namen wir verwenden sollen… Vermutlich gibt es ja bessere und rationalere Gründe, sich für den eine oder anderen Namen zu entscheiden, vor allem in Anbetracht der Unterschiedlichkeit der Produkte, die unter diesem Oberbegriff firmieren.
Bei konventionellen Insulinpens kann es zum Austritt von Insulin kommen, einfach durch die Erwärmung der Flüssigkeit, wenn diese aus dem Kühlschrank genommen werden. Auch kann es dabei zum Auftreten von Luftblasen kommen, bedingt auch durch Ausgasung aus der Flüssigkeit. Ob solche Dinge bei Smart-Pens eine Bedeutung haben, ist ebenso ungeklärt wie eine Reihe von weiteren Fragen, so zu der Genauigkeit der Messung des in dem Insulinreservoir verbleibenden Insulinmenge, welche bei einigen Smart-Pens gemessen wird.
Fazit: In den USA haben es die Smart-Pens schon in die Empfehlungen der ADA zur Diabetes-Therapie geschafft, diese werden jährlich aktualisiert. Wenn Smart-Pens in Kombination mit CGM-Systemen genutzt werden, dann können darüber auch AID-Systeme für all diejenigen Patienten realisiert werden, die entweder keine Pumpe nutzen wollen oder aus Kostengründen können. Das Stichwort Kosten kam bei dieser Session etwas zu kurz, dabei werden diese vermutlich entscheidend sein dafür, was sich hinterher wirklich durchsetzt. Die Frage ist, was sind die Krankenkassen bereit zu bezahlen für das Mehr an Daten und Informationen?
In der Praxis in Deutschland geht die Entwicklung aktuell eher in Richtung Einmalpens, was mehr Plastikmüll bedeutet! Wie lässt sich dieses Verhalten der Verordner begründen? Für die Krankenkassen sind solche Pens wohl nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden, da die Anbieter, also im Normalfall die Firmen, die das Insulin in den Pens herstellen, diese Pens ohne Zusatzkosten anbieten, während wiederverwendbare Pens mit Zusatzkosten verknüpft sind. In einer Welt, die vorrangig kostengetrieben ist, bedeutet dies eine Entwicklung in eine falsche Richtung.
DiaTec weekly – Mai 20, 22
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