Stefano Del Prato begann seinen Vortrag mit der Entwicklungsgeschichte des Insulins und hat sich dann nach und nach bis zur heutigen Ära der Diabetesbehandlung vorgearbeitet. Bei allem Hype über die Entdeckung des Insulins vor 100 Jahren – es wird immer wieder gerne vergessen, dass sich diese Entdeckung in der Praxis nicht so hätte durchsetzen können, wenn dieses neue Medikament immer von einem Arzt hätte gespritzt werden müssen. Die Selbstapplikation eines Medikaments durch die Patienten, vor allem eines so potenten wie Insulin, war damals allerdings unvorstellbar und die subkutane Insulinapplikation in den ersten Jahrzehnten auch ein eher schmerzhafter Prozess für die Patienten. Erst die Weiterentwicklung von Spritzen, Kanülen und vor allem die Entwicklung der Insulin-Pens waren die ersten großen Erfolge in der Diabetes-Technologie, wenn auch eine wenig beachtete Revolution. Für das Wohlbefinden der Patienten war sie extrem wichtig und sie ist es immer noch, das gilt ganz besonders für die nun praktisch schmerzfreie Applikation von Insulin und anderen Diabetes-Medikamenten.
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Neben den sich aktuell in der Entwicklung befindlichen langwirkenden Insulinanaloga mit einer Wirkdauer von einer Woche ging es über Inhalatives zu oralem Insulin und zur Entwicklung von Smart Pens. Im Folgenden präsentierte der Redner kreative neue Ansätze, die unter anderem bei einem EU-Projekt („Forget Diabetes“) entwickelt werden.
Nach einer kurzen Betrachtung des Entwicklungsstandes bei glucosesensitiven Insulinen gab Del Prato eine eindrucksvolle Zusammenfassung aller Aspekte, bei denen Insulin in den letzten 100 Jahren immer vorne dran bei den Entwicklungen war. So war Insulin das erste Hormon, das überhaupt isoliert und als Therapie beim Menschen eingesetzt werden konnte und auch in vielen weiteren Aspekten war Insulin der Frontrunner, z.B. bei der Synthetisierung mit rDNA-Technologie oder der Manipulation der Aminosäurenkette für bessere pharmakokinetische und pharmakodynamische Ergebnisse in der Wirksamkeit. Dabei stellte er auch die Frage, wann endlich smartes Insulin verfügbar ist, damit über das Insulin die Blutglucose kontrolliert werden kann.
Etwas kritischer fiel Del Pratos Betrachtung der diversen Ansätze aus, um eine Heilung des Typ-1-Diabetes zu erreichen. Zumindest bislang hat es dort nicht wirklich einen Durchbruch gegeben, auch nicht bei Versuchen, durch „Impfung“ die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes zu verhindern. Auch die über längere Strecken erfolgversprechende Beta-Zell-Transplantation hat nicht zu akzeptablen Ergebnisse geführt.
Im letzten Teil seines Vortrags ging Del Prato auf den aktuellen Wissensstand in Hinsicht auf die Heterogenität des Typ-2-Diabetes ein, der durch diverse Subgruppen mit recht unterschiedlichen Prognosen charakterisiert wird. Ob und in welchem Umfang sich Präzisionsmedizin bei der Behandlung von Patienten mit Diabetes durchsetzen wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Zum Abschluss seiner Geschichte zur Entwicklung der Diabetes-Therapie machte Del Prato nochmal sehr deutlich, dass die Behandlung von Patienten mit Diabetes in einem raschen Wandel begriffen ist, getrieben durch Fortschritte bei der Digitalisierung und der Diabetes-Technologie. Erfreulich war die klare Positionierung des Redners zur aktuellen Kriegssituation in der Ukraine.
DiaTec weekly – Mai 20, 22
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