2,2% beträgt der HbA1c-Unterschied zwischen CGM-Nutzern und Nicht-Nutzern im siebten Jahr nach Diagnose bzw. Beginn der CGM-Nutzung. Patienten, die erst im 3. Jahr mit CGM begannen, hatten ebenfalls einen niedrigeren HbA1c als CGM-Nichtnutzer nach 7 Jahren, dieser war aber immer noch höher als diejenigen, die innerhalb eines Jahres nach der Diagnose mit CGM begannen.
Diese Daten sind eine Erweiterung der Daten aus einer bereits zuvor veröffentlichten Drei-Jahres-Studie.2 Dabei wurde die Verbesserung der Glucosekontrolle bei frühen Nutzern von CGM mit denjenigen verglichen, die überhaupt kein CGM hatten. In die Studie wurden Patienten aufgenommen, bei denen die Diagnose zwischen Januar 2013 und Dezember 2015 stattfand. Die Patienten durften nicht schwanger sein und sie sollten mindestens über drei Jahre mindestens zwei Klinikbesuche pro Jahr gehabt haben sowie während des Studienzeitraums mindestens zu 70% der Zeit ein CGM-System verwenden. Das primäre Ergebnis der Studie waren Unterschiede im HbA1c zwischen CGM-Nutzern (n=81) und Nicht-Nutzern (n=315). Diese wurden weiterhin stratifiziert nach denjenigen, die eine Insulintherapie mit subkutaner Insulininjektion (MDI) durchführten (n=19 CGM+MDI, n=225 nur MDI) oder eine Insulinpumpentherapie (n=62 CGM+Pumpe, n=90 nur Pumpe).
Bei der Diagnose (Baseline) hatten die Teilnehmer in allen Gruppen einen mittleren HbA1c-Wert von 11,5%. In den 6 Monaten danach wurde bei den CGM-Nutzern in den Gruppen CGM+Pumpe und CGM+MDI eine deutliche Verbesserung des HbA1c-Wertes (auf 7,5% bzw. 6,9%) beobachtet, welcher in der Folgezeit recht konstant gut blieb. Nach zweieinhalb Jahren Nachbeobachtungsdauer war bei den Nicht-Nutzern mit Pumpe (8,7%) und MDI (9,6%) die Glucosekontrolle signifikant schlechter als bei den CGM-Nutzern (p<0,0001). Die Patienten in den Gruppen CGM+Pumpe und CGM+MDI-Gruppen wiesen zu diesem Zeitpunkt immer noch vergleichbare Verbesserungen in der Glucosekontrolle auf.
Es kam zu einer Verlängerung der Studie, dabei wurde eine dritte Kohorte eingeführt: „Neue CGM-Anwender“, d.h. Teilnehmer, die sich zu einer CGM-Nutzung entschieden, nachdem die Dreijahresdaten der Vorstudie gesammelt wurden. Das primäre Ergebnis der nun publizierten Studie war nach wie vor der HbA1c-Unterschied zwischen der Gruppe der CGM-Nutzer und der Gruppe der CGM-Nichtnutzer. Es wurde jedoch ein wichtiges sekundäres Ergebnis hinzugefügt: Der Unterschied im HbA1c-Wert zwischen der Gruppe der neuen CGM-Nutzer und der Gruppe der CGM-/Nicht-Nutzer-Kohorten. Für die Auswertung wurden die HbA1c-Werte über Sechsmonatszeiträume gemittelt bis zum siebten Jahr. Die HbA1c-Werte der Patienten in allen drei Gruppen im Laufe der Zeit wurden unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Insulinapplikationsmethode analysiert. Während der Verlängerungsphase der Studie haben wohl auch die ersten Patienten mit der Verwendung eines AID-Systems begonnen.
Am Ende des Beobachtungszeitraums wiesen die Patienten in allen drei Kohorten signifikante Verbesserungen im HbA1c im Vergleich zum Ausgangswert auf, aber die CGM-Nutzer hatten die größten Verbesserungen auf bzw. behielten sie ihre anfänglichen Verbesserungen bei. Nach sieben Jahren lag der mittlere HbA1c-Wert bei 7,6%, der von den CGM-Nichtnutzern lag bei 9,8% (p<0,001). Auch diejenigen, die zu Beginn der Verlängerungsphase mit der Nutzung von CGM begannen, lagen besser als die Nicht-CGM-Nutzer (sie sanken von 9,3% zu Beginn der Verlängerungsphase auf 8,5% ab (p<0,001 im Vergleich zu den Nicht-CGM-Nutzern). Die Güte der Glucosekontrolle bei diesen Patienten war aber schlechter als diejenige bei den Patienten, die unmittelbar mit der CGM-Nutzung begonnen hatten. Dies wird so interpretiert, dass die CGM-Nutzung möglichst rasch nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes begonnen werden sollte.
Fazit: Bei den Unterschieden in der Verbesserung der Glucosekonzentration zwischen den verschiedenen Gruppen gilt es wohl auch psychosoziale und strukturelle Faktoren zu berücksichtigen. So haben mehr weiße Teilnehmer innerhalb des ersten Jahres nach der Diabetes-Diagnose mit einer CGM-Nutzung begonnen, verglichen mit Menschen anderer Hautfarbe. Weiterhin gab es Unterschiede im Versicherungsschutz. Die Teilnehmer an der Studie waren hauptsächlich Kaukasier mit einer privaten Krankenversicherung. Es gab also rassen- und versicherungsbedingte Unterschiede bei der CGM-Nutzung zwischen den Teilnehmern. Dies ist bei einer Real-World-Studie nicht zu vermeiden; bei einer RCT hätte man dies vermeiden können, was allerdings ethische Bedenken mit sich bringt. Offenbar wissen die CGM-Nutzer, die ja nicht wie in Deutschland üblich eine Schulung in der CGM-Nutzung bekommen haben, wie sie die Daten der CGM-Systeme in Einklang mit ihrer Therapie bringen bzw. die Auswirkungen von Schlaf, Ernährung und allgemeinen Lebensstilfaktoren berücksichtigen können.
Diese Daten sind ein aber weiterer Beleg dafür, dass ein frühzeitiger Beginn der Nutzung von CGM bei Menschen mit Typ-1-Diabetes sinnvoll ist. Ungleichheiten bei dem Zugang zu Diabetes-Technologie insgesamt und insbesondere bei der Nutzung von CGM gibt es in Deutschland auch, allerdings basierend auf anderen Gründen und in anderer Ausprägung. Es gilt aber die bedeutsamen Konsequenzen davon für Ungleichheiten bei der Glucosekontrolle und damit der langfristigen Komplikationsraten zu sehen.
1. Champakanath, A.; Akturk, H. K.; Alonso, G. T.; Snell-Bergeon, J. K.; Shah, V. N., Continuous Glucose Monitoring Initiation Within First Year of Type 1 Diabetes Diagnosis Is Associated With Improved Glycemic Outcomes: 7-Year Follow-Up Study. Diabetes Care 2022.
2. Shah, V. N.; Gallo, T. L.; Marker, M.; Snell-Bergeon, J. K., Glycemic Control With Early Initiation of Continuous Glucose Monitoring System in Adults With Recently Diagnosed Type 1A Diabetes. J Diabetes Sci Technol 2018, 12 (1), 228-229.
DiaTec weekly – Januar 21, 22
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