Die Advice4U-Studie evaluierte die Ergebnisse der Dosisempfehlungen und Einstellungen von Insulinpumpen, die im Vergleich von erfahrenen Endokrinologen und Diabetologen durch die KI-Supportsoftware „Advisor Pro decision“ von DreaMed gegeben wurden – die Firma DreaMed ist auch federführend an der Entwicklung von Algorithmen für AID-Systeme beteiligt. Beteiligt an dieser Studie waren eine Reihe von bekannten Kollegen aus Israel und den USA, aus Deutschland war der Pädiater Thomas Danne aus Hannover beteiligt. Die Studie wurde unterstützt von der Helmsley-Foundation.
An der Advice4U-Studie haben 122 Patienten mit Typ-1-Diabetes im Alter von 10-21 Jahren teilgenommen und erhielten Empfehlungen zu ihrer Pumpentherapie – entweder von Advisor Pro oder von Fachärzten aus spezialisierten Diabeteszentren. Die Ergebnisse (s. Tabelle) waren bei beiden Gruppen vergleichbar, was bedeutet, dass die Software den Job genauso gut macht wie Fachärzte, auch wenn den Algorithmen in der Software eben genau diese Erfahrung zugrunde liegen. Bei den Empfehlungen werden Daten zur Insulindosierung, Glucosewerten (von CGM-Systemen oder Blutglucosemesssystemen), körperlicher Aktivität und zur Nahrungsaufnahme berücksichtigt. Angaben zur körperlichen Aktivität und Nahrungsaufnahme wurden von den Nutzern in einer App protokolliert.
Zusätzlich zu den Empfehlungen zur Basalrate, Korrekturfaktoren und Kohlenhydratanteil bietet das System auch personalisierte Verhaltenstipps für das Diabetes-Management. Diese Tipps und Empfehlungen werden von Fachpersonal geprüft und werden über eine Smartphone-App an den Patienten weitergegeben. Advisor Pro hat eine CE-Markierung in der EU und ist in den USA von der FDA zertifiziert worden.
Hier nun die Tabelle mit den Ergebnissen:
|
Advisor Pro |
Ärzte |
Mittlere Glucose (mg/dl) |
182 |
180 |
Time in Range |
55% |
54% |
Time >250 mg/dl |
18% |
18% |
Time >180 mg/dl |
42% |
42% |
Time <70 mg/dl |
3.4% |
3.5% |
Time <54 mg/dl |
1% |
1% |
Variationskoeffizient (%) |
35% |
34% |
HbA1c-Änderung (24 Wochen) |
-0,7% |
-0,6% |
Fazit: Die Nutzung von KI bei der Behandlung von Patienten mit Diabetes steht sozusagen vor der Tür und kann auch komplexe Aufgaben erfüllen, dies ist aus den Ergebnissen der Advice4U-Studie durchaus abzulesen. Über die raschen und beeindruckenden Fortschritte bei KI haben wir ja kürzlich ausführlich berichtet, dies bedeutet aber nicht, dass die Ärzte dadurch arbeitslos werden. Sie können jedoch von Routine-Aufgaben entlastet werden und sich dafür mehr um die Überwachung der Therapie kümmern. Ob und wie gut dies in einem gegebenen Gesundheitssystem funktioniert, sollte durch geeignet angelegte proof-of-concept-Studien auch in Deutschland untersucht werden. Dabei gilt es, nicht nur die hier geltenden Rahmenbedingungen zu berücksichtigen – durch Nutzung von Datenbanken, wie sie in unserem Lande in Form von DPV in einem beeindruckenden Ausmaß zur Verfügung stehen, können die notwendigen Daten zum Training von KI-Ansätzen beschafft werden.
In der Ausgabe von Nature Medicine in der dieser Artikel publiziert wurde gibt es noch eine Reihe weiterer Artikel zum Einsatz von KI und über die Rahmenbedingungen, die dabei zu beachten sind, unter anderem von den Steuerungsgruppen von CONSORT-AI und SPIRIT-AI. Bei diesen sind neben zahlreichen Spezialisten auch Ärzte und Patienten vertreten und die publizierten Checklisten sollen dabei helfen, die Güte von Studienprotokollen und der Publikationen zu diesem Thema zu verbessern. Diese Vorgaben wurden bei der vorgestellten ADVICE4U-Studie berücksichtigt.
DiaTec weekly – März 19, 21
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