Wir haben fünf Fragen an alle uns bekannten Diabetesfirmen und Hersteller von Medizinprodukten gestellt und veröffentlichen in lockerer Folge an dieser Stelle die Antworten. In dieser Woche hat uns Frau Dr. Arras-Friedrich von der Firma Roche Diabetes Care ihre Antworten geschickt:
Welche digitalen oder technologischen Entwicklungen (Produkte oder Projekte) gibt es in Ihrem Unternehmen aktuell?
Roche Diabetes Care arbeitet momentan auf mehreren Ebenen am Thema Digitalisierung für das deutsche Gesundheitswesen: Auf Produktebene werden die Einzelprodukte unseres breiten Portfolios, sprich Accu-Chek Messgeräte, Insulinpumpen, Eversense CGM-Sensor und mySugr Patienten-App technisch miteinander verknüpft und unsere für viele Hersteller offene Diabetes Management Software Accu-Chek Smart Pix nutzerorientiert weiterentwickelt. Darüber hinaus arbeiten wir mit PDM One an einer interoperablen Datenplattform, die Daten aus der Diabetes Management Software sowie aus dem Arztinformationssystem aufbereitet, strukturiert in einen elektronischen Anamnesebogen überführt und für digitale Anwendungen im Gesundheitssystem – von der eDA/ePA bis zu Abrechnungs- und Qualitätsmanagementsystemen – zur Verfügung stellt.
Was sind die Vorteile dabei und wann können wir damit rechnen?
Wir wollen tatkräftig dabei helfen, Ärztinnen und Ärzte mit ihren Teams durch plattformbasierte digitale Lösungen in der immer anspruchsvolleren Therapie zu unterstützen: Daten werden dort, wo sie anfallen, gesammelt, aufbereitet und als Grundlage für schnelle, datenbasierte Entscheidungen zusammengestellt. Damit sehen Behandler sofort, wo in der Therapie leitliniengerecht nachgestellt werden kann und welche Therapien wirken und erhalten mehr Überblick. Die dadurch gewonnene Zeit kann dann für das wichtige Gespräch mit dem Patienten im Sinne einer Sprechenden Medizin eingesetzt werden, was für beide Seiten mehr Motivation ermöglicht.
Wir rechnen damit, binnen Jahresfrist mit diesen Ansätzen live gehen zu können.
Was ist Ihrer Ansicht nach notwendig, damit neue Entwicklungen möglichst rasch bei den Patienten und Ärzten ankommen?
Dass Lösungen einwandfrei und nutzerfreundlich funktionieren müssen, ist unabdingbare Voraussetzung. Neben der Technik muss aber auch für den Behandler eine angemessene Vergütung gewährleistet sein, da neue Entwicklungen gerade bei Einführung erhöhten Aufwand für ihn und sein Team bedeuten. Schließlich muss eine gute und leicht zugängliche Betreuung vor Ort sowohl für technische als auch prozessorientierte Themen gegeben sein. Denn nur dann stellen sich schnell positive Erlebnisse mit neuen Entwicklungen ein, die letztendlich der wirksamste Treiber für ein Ankommen im Therapiealltag darstellen. Schließlich ist es gerade im Hinblick auf das neue Digitale-Versorgung-Gesetz DVG wichtig, dass Patienten mit den neuen Möglichkeiten, sprich mit verschriebenen Gesundheits-Apps, nicht alleine gelassen werden, sondern durch Schulungen und Ansprechpartnern sowohl in den Praxen als auch bei den Herstellern schnell in die digitalen Gesundheitsanwendungen finden, die sie enger mit ihrem Behandler vernetzen.
Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Hürden dabei?
Neben den hohen Ansprüchen, die eine immer noch sehr komplexe Technologie und unabdingbare Sicherheits- und Datenschutzregelungen an die Hersteller stellen, bleibt im deutschen Gesundheitswesen sicherlich das starre Vergütungswesen eine der Haupthürden: Sinnvolle Lösungen bleiben für Patienten und Behandler häufig finanziell unattraktiv, weil sie selbst dafür bezahlen müssen oder weil ihr Aufwand nur unzureichend abgedeckt wird. Darüber hinaus bleibt es auch bei der Entwicklung solcher Lösungen sowohl für etablierte Unternehmen als auch für viele kreative Start-ups eine Herausforderung, mit den hohen Auflagen umzugehen, und gleichzeitig schnell in wirtschaftlich tragfähige Bereiche zu kommen.
Zu welchen Veränderungen führt die digitale Transformation – in Ihrem Unternehmen und im Umgang mit Ihren Kunden?
Die digitale Transformation führt dazu, dass wir unsere Produkte zu integrierten Lösungen verknüpfen und uns als Unternehmen damit vom reinen Produktanbieter hin zum Lösungsanbieter entwickeln. Hierfür müssen wir über die bisherigen Grenzen hinausdenken und z. B. auch neue datenbasierte Ansätze und Methoden anwenden, die den Nutzen unserer Lösungen evaluieren.
Auf Kundenseite sehen wir, dass es immer wichtiger wird, sie dort abholen, wo sie wirklich stehen: sei es als “digitale Einsteiger” oder als ”digitale Weiterdenker”. Darüber hinaus müssen wir aber auch diejenigen im Auge behalten, die diese Entwicklungen nicht mitgehen wollen oder können. Dies gilt sowohl für Menschen in unseren Unternehmen als auch für Kundinnen und Kunden im Markt.
DiaTec weekyl – Mrz 20, 20